Unwetter legt Solingen lahm

Orkanböen, Hagelschlag, Blitzeinschläge und 30 Liter Niederschlag pro Quadratmeter sorgen für ein Chaos.

Solingen. Das bislang heftigste Unwetter des Jahres fegte am Dienstag über Solingen hinweg.

Es brachte zwar Abkühlung, hinterließ aber auch seine Spuren: Eine Vielzahl von Kellern lief stadtweit voll Regenwasser, Orkanböen rissen armdicke Äste von Bäumen ab, Hagelschlag mit Körnern bis zu Taubenei-Größe zog viele Gärten und sogar Autos in Mitleidenschaft. Niederschläge von örtlich bis zu 30 Liter pro Quadratmeter drückten Gullideckel der überlasteten Kanalisation hoch, in den Talsenken hieß es vielfach Land unter.

Die Feuerwehr musste bis zum Abend mehr als 50 Mal ausrücken, fast ebenso viele Einsätze fuhr die Polizei.

Dabei hatte das Apotheken-Thermometer am Graf-Wilhelm-Platz noch gegen 15 Uhr rekordverdächtige 33 Grad Celsius angezeigt. Doch bereits da kündigte eine drückende Schwüle bei Windstille das bevorstehende Sommergewitter an. Die Frage hieß nur: Wo im Bergischen wird die zunehmend schwärzer werdende Wolkenwand abregnen?

Der Kelch ging diesmal nicht an Solingen vorbei. Fast mit dem Glockenschlag der Clemenskirche um 16 Uhr begann ein drohendes Grummeln in der Ferne, das urplötzlich mit einem ersten heftigen Donnerknall die Himmelsschleusen öffnen ließ. Binnen weniger Minuten herrschte Weltuntergangsstimmung in weiten Teilen Solingens: Nur Ohligs und Aufderhöhe waren davon weitgehend ausgenommen.

Zunächst noch erbsengroße Hagelkörner prasselten auf die Innenstadt, die Nordstadt und den Bereich zwischen Hasseldelle und Meigen nieder. Rasch mutierte der Hagel bis zu Taubenei-Größe. Viele Solinger hatten da verständliche Angst um ihre im Freien geparkten Fahrzeuge.

Orkanartige Böen rissen unzählige Äste ab: Am Bismarckplatz zerschmetterte ein Ast die Oberleitung für den O-Bus. Pausenlos zuckten Blitze: Am Werwolf schlug einer in das Steuergerät für Weichen ein. Ein weiterer Blitz traf ein Haus an der Neckarstraße. Menschen kamen zum Glück nicht zu Schaden, allerdings wurde ein TV-Gerät zerschmettert.

Es kam zu einem Schwelbrand, der schnell gelöscht war. Ein weiterer Blitz traf einen O-Bus an der Hasseldelle in Höhe Erbenhäuschen. Die Fahrgäste blieben unversehrt. Der Bus war nicht mehr fahrbereit, wurde in den Betriebshof geschleppt. Die Schadenshöhe steht noch nicht fest.

Aus anderem Grund fuhren auch in Wald keine Busse mehr: Die Unterführung am alten Bahnhof war — wieder einmal — voll Regenwasser gelaufen: Hier tat sich ein fast anderthalb Meter tiefer See auf. Folge: Die Busse hatten auf den Ringlinien fortan bis zu 30 Minuten Verspätung.

Gullideckel wurden auf der überfluteten Brühler Straße und der Wupperstraße hochgedrückt, große Seen gab es an den Tiefpunkten der Gefällstrecken wie der Platzhofstraße, der Weyersberger-/Augustastraße, in Müngsten und in der Kohlfurth. Ein halbes Dutzend Brandmelde- und Alarmanlagen sprang wegen Überspannung der Stromleitungen an. Das bedeutete zusätzliche Einsätze für die Feuerwehr und die Polizei.