Urteil im Düsseldorfer Kofferbomber-Prozess in knapp vier Wochen

Waren handwerklicher Fehler oder bewusste Sabotage schuld daran, dass die Sprengästze im Juli 2006 nicht in die Luft gingen?

Düsseldorf (dpa). Nach fast einem Jahr Verfahrensdauer sollim Düsseldorfer Kofferbomber-Prozess das Urteil verkündet werden. Indem Prozess um islamistisch motivierte Anschlagsversuche auf zweiRegionalzüge in Nordrhein-Westfalen muss sich der 24-jährige LibaneseYoussef El H. vor dem Oberlandesgericht wegen vielfachen versuchtenMordes verantworten.

Der Staatsschutzsenat des Gerichts will das Urteilin knapp vier Wochen am 18. November verkünden. Die Beweisaufnahmesolle in Kürze geschlossen werden, sagte ein Gerichtssprecher amDonnerstag. Die Plädoyers werden in der kommenden Woche am Mittwoch mitdem Schlussvortrag der Bundesanwaltschaft beginnen.

Der Angeklagte hatte zugegeben, im Juli 2006 mit seinem bereits imLibanon verurteilten Komplizen Jihad H. im Kölner Hauptbahnhof zwei inKoffern versteckte Bomben in Regionalzügen deponiert zu haben. Die Zügemit den Bomben waren nach Hamm und Koblenz gerollt.

Die Sprengsätzehatten während der Fahrt gezündet, waren aber wegen eines technischenFehlers nicht explodiert. Die Verteidiger des Angeklagten behaupten,der Student habe die Sprengsätze bewusst sabotiert.

Der damals in Kiel lebende Libanese war von Überwachungskameras gefilmtworden, als er wenige Wochen nach der Fußball- Weltmeisterschaft imTrikot des Nationalelf-Kapitäns Michael Ballack mit einer Gepäckbombeam 31. Juli 2006 gegen 12.15 Uhr den Kölner Hauptbahnhof betretenhatte.

Die Kofferbombenanschläge seien als Racheakt auf die auch inDeutschland veröffentlichten dänischen Karikaturen des ProphetenMohammed geplant gewesen, so sieht es die Bundesanwaltschaft. Nur einhandwerklicher Fehler der Bombenbauer habe Deutschland vor verheerendenTerroranschlägen bewahrt.

Im Hochsicherheitstrakt des DüsseldorferOberlandesgerichts sollen sich bald auch die mutmaßlichen Terroristender sogenannten Sauerland-Gruppe verantworten.