US-Fotograf Will McBride gestorben
Berlin (dpa) - Erst vor wenigen Wochen hat Will McBride die Besucher der Berliner C/O-Galerie verzaubert. Seine Bilder aus den Nachkriegsjahren zeigten viel von der flirrenden Aufbruchstimmung, die es damals in der Tristesse auch gegeben haben muss.
McBride, der als amerikanischer Soldat nach Deutschland kam, hielt das Berliner Lebensgefühl fest - zwischen Schuttbergen, Milchbars und Strandbad Wannsee. Einen „Chronisten der Jugend“ nannte ihn die Ausstellung.
Die Galerie feierte mit den Schwarz-Weiß-Fotos ihren Neustart im Amerika Haus. Und für den Künstler schloss sich ein Kreis: Er war 1957 der erste Fotograf, der dort seine Werke ausstellte. Am Donnerstag ist McBride nach Angaben seiner Familie im Alter von 84 Jahren gestorben, in seiner Wahlheimat Berlin. „Ich war verliebt in diese Stadt“, hieß die Ausstellung in der C/O-Galerie.
McBride stammte aus St. Louis im US-Staat Missouri. Er war Privatschüler des legendären US-Künstlers Norman Rockwell und studierte Malerei, Kunstgeschichte und Illustration in New York sowie Philologie in Berlin. Als junger Mann kam er zur Armee in Würzburg, wo seine Fotografie-Karriere begann. Diese hatte viele Stationen, darunter Arbeiten für „Life“, „Look“, „Paris Match“, „Quick“ und Bilder für „Twen“, die Zeitschrift der 68er-Generation.
McBride wurde ein Reportagefotograf von Weltruf und hatte zahlreiche Ausstellungen. Auch Momente fürs Geschichtsbuch hielt er fest - etwa John F. Kennedy, Willy Brandt und Konrad Adenauer vor dem Brandenburger Tor. Aufsehen erregte 1960 das heute völlig normal wirkende Foto seiner schwangeren Frau Barbara im Profil. „Die Hose war nicht ganz zu!“, erinnerte sich diese später im „Süddeutsche Zeitung“-Interview. „Es war richtig obszön, damals zumindest. Die Aufregung war riesig.“ Auch McBrides Aufklärungsbuch „Zeig mal!“ von 1974 war umstritten.
In seiner späteren Karriere arbeitete McBride überwiegend als Maler und Bildhauer. 2004 erhielt er den renommierten Dr.-Erich-Salomon-Preis für sein Schaffen. Sein Credo: „Ein Fotograf sollte in seinen Bildern nur eine Sache ausdrücken: sein ganzes Selbst.“