Verleger Lothar Schmid gestorben
Bamberg (dpa) - Der frühere Chef des Karl-May-Verlags, Lothar Schmid, ist tot. Der Bamberger Verleger sei bereits am Samstag gestorben - wenige Tage nach seinem 85. Geburtstag, teilte sein Sohn Bernhard auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa mit.
Schmid, der sich zugleich als internationaler Schachgroßmeister einen Namen gemacht hat, hatte den 100 Jahre alten Karl-May-Verlag seit dem Zweiten Weltkrieg bis zum Jahr 2007 geleitet - zunächst mit seinen Brüdern Joachim und Roland, von 2003 an alleine, später zusammen mit seinem Sohn Bernhard. Seit 2007 stand der studierte Jurist seinem Sohn noch als Berater zur Seite.
Der Verlag, der nach eigenen Angaben bislang 92 Karl-May-Bände herausgebracht hat, feiert in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen. „Wir bedauern, dass mein Vater nun nicht mehr an den Jubiläumsfeierlichkeiten teilnehmen kann“, sagte sein Sohn. Anderseits sei sein Vater immer Realist gewesen. „Sicherlich würde er auch jetzt sagen: Das Leben geht weiter“, sagte Bernhard Schmid, der seit 2007 den Verlag als alleiniger Geschäftsführer führt. Den Karl-May-Verlag hatte im Jahr 1913 der Radebeuler Jurist und Karl-May-Verehrer Euchar Albrecht Schmid gegründet.
Lothar Schmid hatte wesentlich den Wiederaufbau des Verlags nach seiner Verlegung von Sachsen nach Bamberg begleitet. Zusammen mit seinen beiden Brüdern führte er 1951 die schwierigen Verhandlungen mit der DDR-Regierung über die Rechte und das Vermögen des früher in Radebeul/Sachsen sitzenden Verlags. Die damalige DDR-Regierung willigte schließlich ein, die Rechte der in der DDR verpönten Karl-May-Werke gegen das Vermögen Karl-May-Stiftung abzutreten.
Schmid hatte sich neben seiner Verlegerfunktion außerdem als Internationaler Schachgroßmeister einen Namen gemacht. Bereits als Jugendlicher gewann der in Dresden geborene Schach-Enthusiast zahlreiche Preise. Zwischen 1950 und 1970 trat er elfmal für Deutschland bei Schacholympiaden und vielen Länderkämpfen an. Obwohl er wegen seiner verlegerischen Verpflichtungen den Amateurstatus behielt, gilt Schmid bis heute als einer der besten deutschen Schachspieler. Als späterer Schachschiedsrichter leitete er 1972 - mitten in der Zeit des Kalten Krieges - in Reykjavik den legendären Wettkampf zwischen Boris Spasski (Sowjetunion) und Bobby Fischer (USA).