Verteidiger fordern im Wettskandal mehr Zeit
Bochum. Im Prozess um den größten europäischen Wett- und Betrugsskandal am Bochumer Landgericht ist mit weiteren Verzögerungen zu rechnen. Die für diesen Donnerstag angekündigten Aussagen von zwei der vier Angeklagten wird es voraussichtlich nicht geben.
Das erklärten die Verteidiger von Nürettin G. und Tuna A. auf dpa-Anfrage.
Die Anwälte fordern mehr Zeit, um die Aussagen intensiv vorzubereiten. "Einen Schnellschuss kann es hier nicht geben", sagte Reinhard Peters, der den 55-jährigen Tuna A. vertritt. Ähnlich äußerte sich auch Joe Théron, Anwalt des angeklagten Wettbüro- Betreibers Nürettin G..Der Prozess wird somit wohl erst am 17. November richtig Fahrt aufnehmen. Voraussetzung ist allerdings, dass die noch offenen Befangenheitsanträge gegen das Gericht am Donnerstag zurückgewiesen werden.
Außerdem muss bis dahin entschieden sein, ob Staatsanwalt Andreas Bachmann weiter an der Verhandlung teilnehmen darf. Die Verteidigung hatte die Absetzung des Anklagevertreters beantragt, weil Bachmann sich in einer Prozesspause an einen der Angeklagten gewandt hatte. Die Verteidiger sehen darin einen Verstoß gegen ein faires Verfahren, weil sie selbst nicht anwesend waren.Parallel zum Bochumer Prozess wird der noch nicht angeklagten Mario C. weiter vernommen.
Mario C. gilt neben Nürettin G., Tuna A. und den noch nicht angeklagten Ante S. und Deniz C. als einer der mutmaßlichen Haupttäter. Den Verteidigern im Bochumer Prozess sind inzwischen weitere Vernehmungsprotokolle zur Verfügung gestellt worden. Vor allem das angebliche Engagement der Angeklagten beim belgischen Zweitligisten Union Royal Namür bleibt umstritten. Laut Anklage sollen die mutmaßlichen Wettbetrüger Schulden des Vereins in Höhe von 700 000 Euro übernommen haben, um anschließend Einfluss auf Spielausgänge zu nehmen.
Im Prozess vor der 13. Strafkammer geht es um mehr als 30 angeblich manipulierte Fußballspiele in Deutschland und Europa. Betroffen sind Partien von der Europa League bis zur A- Jugend. Die Wettgewinne der Angeklagten sollen sich auf rund 1,6 Millionen Euro belaufen haben.
Der noch nicht angeklagten Ante S., der bereits in den Wettskandal um den ehemaligen DFB-Schiedsrichter Robert Hoyzer verwickelt war, sowie Mario C. und Deniz C. sitzen bereits seit fast einem Jahr in Untersuchungshaft. Sie waren am 19. November 2009 festgenommen worden. Eine Entscheidung über ihre Haftfortdauer hat das zuständige Oberlandesgericht Hamm nach Angaben einer Sprecherin noch nicht getroffen.