Verzicht auf Schwarz ist kein Tabubruch
Berlin (dpa/tmn) - Schwarz ist längst nicht immer ein Muss auf Beerdigungen. Heute kommt es durchaus vor, dass Trauernde in weißer oder gar bunter Kleidung erscheinen. Doch was steckt dahinter?
Das fröhliche Bild zu so einem traurigen Ereignis habe sich meist der Verstorbene gewünscht, erläuterte Annette Illgner, Trauerrednerin für den Fachverband für weltliche Bestattungs- und Trauerkultur aus Berlin. „Das legt der Sterbende fest, weil er möchte, dass für die Menschen, die ihm wichtig sind, das Leben weitergeht.“
Angehörige scheuen sich aber oft davor, die Trauerfeier heiterer zu gestalten - ob das nun der Wunsch des Verstorbenen war oder gar ihr eigener ist. Angst vor dem Traditionsbruch oder dem Unverständnis der Trauergäste müssen sie allerdings nicht haben, sagte die Diplom-Pädagogin Illgner. Im Gegenteil: „Menschen, die zur Trauerfeier kommen, haben ein hohes Bestreben, den letzten Willen zu erfüllen.“ Eine Lösung sei, den Wunsch offen mitzuteilen: „Man liest immer mal wieder in Traueranzeigen, dass man ausdrücklich nicht in Schwarz kommen soll“, nannte Illgner als Beispiel.
Viele Trauernde wollen aber gern Schwarz tragen, weil es ihnen angemessener erscheint und sie sich deshalb besser fühlen. „Traditionen geben in der Trauer Halt, und man möchte für den Toten einen würdigen Abschied gestalten. Schwarz macht ja einen festlichen Eindruck.“ Zu klassischen Konzerten, Theaterbesuchen und auf Hochzeiten trage man auch gerne dunkle Kleidung, führte Illgner als Vergleich an.
Und so erlebe die Trauerbegleiterin immer wieder, dass Angehörige im schwarzen Anzug und mit feinen Schuhen erscheinen, obwohl sie sich üblicherweise eher salopp und sportlich kleiden.
Trauerkleidung im Alltag gebe es aber seit langem kaum noch. „Es passiert selten, dass die Trauernden mir in Schwarz entgegen kommen, wenn ich nach dem Tod in das Haus komme“, berichtete Illgner. Auch hüllten sich Witwen nur noch selten monate- oder jahrelang in Schwarz. Wenn sie es tun, sei dies jedoch ein Zeichen der Abgrenzung und dafür, dass sie mit dem Tod des Geliebten nicht zurecht kommen. „Das muss man auch verstehen“, sagte Illgner.