Viersen: Hilfe für die alte Heimat
Yves Ndongala kam als Kind aus Kinshasa an den Niederrhein. Heute engagiert sich der 25-Jährige für das zerrissene Land in Zentralafrika.
Viersen. Die alte Heimat von Yves Ndongala ist ein sehr, sehr reiches Land, das sehr, sehr arm dran ist. Diamanten, Gold, Erdöl sind nur einige der Bodenschätze, die in der Demokratischen Republik Kongo, dem früheren Zaire, zu finden sind.
"Und dann noch das Koltan für die Handys", ergänzt Ndongala, der als kleines Kind aus der Hauptstadt Kinshasa an den Niederrhein kam. Tatsächlich ist das aus dem Roherz gewonnene Metall Tantal für die Mobiltelefon-Herstellung, überhaupt für die Mikroelektronik, von großer Bedeutung.
Doch trotz oder gerade wegen dieses immensen Reichtums sind die politischen und sozialen Zustände in dem zentralafrikanischen Land katastrophal.
Nicht nur in Europa wird der Kongo mit Begriffen wie Armut, Misswirtschaft, Ausbeutung, Korruption und Krieg verbunden. "In allen Regionen des Landes kann es zu nicht vorhersehbaren gewalttätigen Unruhen kommen", heißt es in der aktuellen Reisewarnung des Auswärtigen Amtes.
Jahrzehnte schon sind die meisten Nachrichten, die aus dieser Region kommen, schlecht bis grauenhaft. "Meine Familie verließ den Kongo aus politischen Gründen", erzählt Yves Ndongala. Seit damals, seit über 20 Jahren, war er nicht mehr dort - "wegen der Situation", wie der Student an der Hochschule Niederrhein kurz, aber mit spürbarem Bedauern sagt.
Zwar hat er noch immer die kongolesische Staatsbürgerschaft, aber die deutsche ist beantragt. "Ich habe hier meine neue Heimat gefunden", erklärt er. Und es ist nicht herauszuhören, dass seine Muttersprachen Französisch und das afrikanische Idiom Lingala sind. Wenn es anders gelaufen wäre - wer weiß - vielleicht wäre der Kongo für Yves Ndongala irgendwann nur noch eine ferne Erinnerung gewesen.
Aber dann lernt der angehende Wirtschaftsingenieur Menschen kennen, die sich intensiv mit dem Land seiner Kindheit beschäftigten. "Ich habe eine deutsche Freundin, die sich sehr engagiert", sagt der 25-Jährige. Das hat Folgen: "Ich habe mir gedacht, wenn sich jemand, der nicht aus diesem Land stammt, so engagiert, dann bin ich ja geradezu dazu verpflichtet."
Mittlerweile bringt er Viersenern in einem städtischen Projekt die Kultur, die Landschaft und die Tierwelt Zentralafrikas näher. Und er ist Mitglied im Verein "Lebendiges Kongo" mit Deutschland-Sitz in Leipzig, der sich, so ist auf der Internet-Seite zu lesen, schwerpunktmäßig um ehemalige Kindersoldaten, Waisen und Frauen kümmert.
Ndongala: "Vor allem die Jugendlichen brauchen eine Perspektive. Deutschland hat Bildungskapital, das hat der Kongo nicht." Er habe das Glück gehabt, hierhin zu kommen. "Wenn ich mir vorstelle, ich wäre dort aufgewachsen..."
Dass er nun seinem alten Heimatland ein wenig helfen könne, sei sein kleiner persönlicher Reichtum. Und irgendwann, so hofft er, werde er in den Kongo zurückkehren - als Tourist.