Virenalarm im Wartezimmer: Die erste Praxis macht dicht
Wegen einer infizierten Patientin müssen Arzt und Personal für eine Woche in Quarantäne.
Düsseldorf. Trotz der höchsten Pandemiewarnstufe der Weltgesundheitsorganisation stehen die deutschen Ärzte der Schweinegrippe gelassen gegenüber, heißt es offiziell. "Für Panik besteht momentan überhaupt kein Anlass", sagten viele Praxischefs bei einer Blitz-Umfrage der "Ärzte Zeitung".
Doch mit der Gelassenheit ist es mancherorts angesichts rapide steigender Fallzahlen vorbei. Im Düsseldorfer Stadtteil Vennhausen ist seit Montag eine Gemeinschaftspraxis geschlossen. Grund: Eine mit dem Influenza-Virus H1N1 infizierte Patientin war in die Sprechstunde gekommen.
Möglicherweise steckte sie dabei andere Patienten, die Ärzte und Helfer an. Die beiden Mediziner und ihr Personal wurden nach Rücksprache mit dem Gesundheitsamt der Stadt Düsseldorf und dem Robert-Koch-Institut in Berlin bis 24. Juli unter Quarantäne gestellt.
"Dadurch soll die Verbreitung des Virus verhindert werden", sagt der Düsseldorfer Gesundheitsdezernent Wilfried Kruse, "Ärzte und Personal werden sieben Tage zu Hause von der Außenwelt abgeschnitten", erklärt Kruse. So lange dauere die Inkubationszeit bei Erwachsenen, zehn Tage können es bei Kindern sein. Danach bestehe die Gefahr einer Ansteckung nicht mehr.
Die Düsseldorfer Ärzte hatten ihre Praxis noch freiwillig dicht gemacht, in Niedersachsen hatten die Behörden in der vergangenen Woche zwangsweise zwei Praxen geschlossen. Zwei Ärztinnen aus Helmstedt und Salzgitter hatten beim Abstrich keinen Mundschutz getragen. Ein vermummter Feuerwehrmann brachte ihnen laut "Ärzte Zeitung" abends die Anordnung zur Schließung, ihnen wurde für sieben und zehn Tage das Arbeiten verboten.
Laut Düsseldorfer Gesundheitsamt besteht eine Infektionsgefahr, wenn zumindest eines der folgenden Krankheitsbilder in Verbindung mit Fieber von wenigstens 38 Grad Celsius auftritt: Schnupfen oder verstopfte Nase, Halsschmerzen, Husten oder Atemnot sowie Schüttelfrost und Kopf- und Gliederschmerzen.
Patienten mit solchen Symptomen sollte einige Verhaltensregeln beachten, rät Kruse. Der Hausarzt sei ausschließlich telefonisch zu kontaktieren. "Auf keinen Fall sollte der Patient die Praxis aufsuchen." Dort könne er das Virus durch Husten und Niesen weitertragen. Dadurch seien besonders bereits durch andere Krankheiten geschwächte Patienten gefährdet.
Erscheinen dem Arzt die am Telefon geschilderten Symptome verdächtig, vereinbart er einen Termin außerhalb der Sprechzeiten oder macht einen Hausbesuch. "Um die Verbreitung des Virus zu hemmen, kann aber auch jeder selbst etwas tun", sagt Kruse. Treten die Symptome auf, seien häufiges Händewaschen, das einmalige Benutzen von Papiertaschentüchern und die Vermeidung von engem Kontakt zu anderen wichtig.