Vision: So wird das nächste Jahrzehnt

Ein mutiger Blick in die Zukunft: Billigflüge ins All, Facebook gerät in Vergessenheit, und schwule Fußballer outen sich.

Hamburg. Was bringt das nächste Jahrzehnt? Eine Frau im Bundeskanzleramt, einen schwarzen US-Präsidenten und Massen von Menschen, die mehr virtuelle Freunde als echte haben - pardon, das waren die Phänomene des Zeitraums 2000 bis 2009. Hier geht es um 2010 bis 2019. Und in diesem Jahrzehnt könnte vieles noch einmal ganz anders werden: Man fliegt nicht mehr zum Spottpreis ans Mittelmeer, sondern zum Mond, 16-Jährige verhalten sich viel erwachsener als 60-Jährige, und Fans feuern auch offen homosexuelle Fußballer an.

Der Versuch einer Vision: 2010 bis 2019 wird es weitere Veränderungen im Medienverhalten geben. Doch wer glaubt, dass das Internet über das Gedruckte siegt, wird sich noch wundern. Bislang jedenfalls hat noch nie ein neues Medium die alten komplett verdrängt: Es gibt noch Theater, obwohl es Kinos gibt. Und es gibt noch Kinos, obwohl es das Fernsehen gibt.

Sind die zurzeit so angesagten sozialen Netzwerke wirklich die Zukunft. Oder fragen sich die Menschen in ein paar Jahren womöglich: "Facebook? Facebook? War das nicht mal so eine Gesichtscreme?" Sehr wahrscheinlich wird es in den kommenden Jahren zum Massenphänomen, dass wir durch die Welt wandeln und die Realität "erweitert" wahrnehmen. In dieser Welt der "Augmented Reality" hält man ein Smartphone zum Beispiel vor ein Gebäude und kann dann viele Infos zu seiner Geschichte abrufen. Ein Programm "untertitelt" die Wirklichkeit. Ob wir dann auch fremde Menschen auf diese Weise mit Hilfe unserer Mini-Computer auf der Straße kennenlernen und "durchschauen"?

Ansonsten können wir in den kommenden Jahren wahrscheinlich mit dem ersten Bekenntnis eines schwulen Fußballprofis aus der Bundesliga rechnen. Oder gleich mit einem Massenbekenntnis von mehreren, damit es keinen Grund für Fans gibt, andere Vereine zu verhöhnen? Jedenfalls werden die Fans ganz unverkrampft damit umgehen. Was zählt, ist, wohin der Ball geht und nicht die sexuelle Orientierung.

Und die Weltpolitik? Es wäre zu schön, wenn endlich der Hunger besiegt würde und die Vereinten Nationen überall - auch im Nahen Osten - Frieden schafften. Und wenn jeglicher Atommüll mit Antimaterie unschädlich gemacht und die Klimakatastrophe durch umweltfreundliche Energiequellen abgewendet würde.

Ein klimafreundliches Vergnügen wären dann vielleicht auch die Billigflüge ins All, die es 2019 beim Discounter gibt. Nachdem 2012 der britische Milliardär Richard Branson damit begonnen hat, seinen Traum wahr zu machen und Weltraumtouristen für zunächst etwa 135000 Euro in die Höhe zu schießen, erlebt das Angebot innerhalb weniger Jahre einen Preisverfall. Am Ende der kommenden Dekade geht es deshalb vielleicht für 29 Euro zum Mond.