Ayurveda-Küche Volker Mehl und sein Glücksrezept
Der Wuppertaler kocht nach indischer Tradition. Sein Mantra: Genuss statt Verzicht.
Wuppertal. Er ist gelernter Versicherungskaufmann. Aber wer Volker Mehl erlebt, merkt schnell: Das passt so gar nicht zu diesem Typ, dem die Haare ständig in die Stirn fallen und aus dessen T-Shirt dunkle Tattoos ragen. Mehl ist Ayurveda-Koch und liegt damit voll im Trend. Die Ernährung nach der indischen Heilkunst eroberte erst Hollywood, nun auch Europa. Mittlerweile gibt es über hundert deutschsprachige Ayurveda-Bücher und Mehl zählt zu den erfolgreichsten Autoren. In seinem Wuppertaler Atelier erklärt er charismatisch und humorvoll die indische Ernährungslehre. Sein Mantra: Weg mit den Regeln, hin zum Wohlfühlen.
„Mensch Volker, machst du immer noch das mit den Kakteen“, hat ihn einmal eine ältere Dame in seinem Heimatort Lorch gefragt, der die Pflanze Aloe Vera offenbar bekannter als Ayurveda war. Wenn Mehl solche Anekdoten erzählt, bricht er in herzhaftes Lachen aus. Kann er auch. Denn der Junge aus der hessischen Kleinstadt, der sich einst auf der Suche nach seiner Zukunft für katholische Theologie an der Uni einschrieb, hat’s geschafft.
2006 machte er eine Ausbildung zum Ayurveda-Gesundheitsberater. „Dann bin ich mit 327 Euro im Portemonnaie weg aus Lorch“, erzählt der heute 39-Jährige mit breitem Grinsen. Mehl ging nach München, Berlin, Köln — „und in Wuppertal bin ich hängen geblieben“. Er schrieb vier Kochbücher, seine Kochschule in Barmen floriert. Auch seine zwei Restaurants waren die Renner in der Stadt. Nun sind sie jedoch seit April geschlossen. Offiziell wegen fehlender Parkplätze. „Man muss sich aber auch mal zurückbesinnen“, sagt er schulterzuckend.
Auch ohne Restaurants bricht die Erfolgsgeschichte Mehl nicht ab. Im Sommer eröffnet er ein weiteres Atelier in Herborn. Mehls Erfolgsrezepte sind gar nicht mal so kompliziert. „Darm und Psyche funktionieren nach demselben System“, erklärt er. „Deshalb muss man sich als Typ erkennen und danach leben.“ Im Ayurveda funktioniert das nach Dosha, den Prinzipien des Lebens. Die sagen laut Mehl unter anderem: Wer ständig hetzt, braucht zum Ausgleich eine Mahlzeit, die zur Ruhe kommen lässt.
„Die Leute hauen sich nach einem 12-Stunden-Tag im Büro noch grüne Smoothies rein“, gibt Mehl ein Beispiel. Dabei wäre gerade für solche Pasta verträglicher. Mit vegetarischer Soße allerdings, denn Fleisch kommt im Ayurveda nicht auf den Teller. Dass ein Lifestyle, der sich an indischen Traditionen orientiert, so locker sein kann, ist eine Erklärung für den Erfolg von Volker Mehl, der selbst gerne mal ein Bierchen trinkt. Spirituell und doch ohne marternde Einschränkungen genießen — ein verheißungsvoller Plan in Zeiten von Diät-Diktaturen.
Voraussetzung für diesen entspannten Ernährungsansatz: Der Mensch ist an sich gesund. Dr. Syal Kumar leitet das Institut für Naturheilkunde, Traditionelle Chinesische und Indische Medizin an den Kliniken Essen-Mitte. „Wenn man tatsächlich krank ist, sollte man auch im Ayurveda einem strengen Ernährungsplan folgen“, rät Kumar. Und der könne nicht aus einem Kochbuch zusammengetüftelt, sondern nur mit einem Arzt individuell und am Krankheitsbild orientiert erarbeitet werden. Ansonsten hält es der Mediziner aber ganz wie der Wuppertaler Koch: „Wer sich präventiv ayurvedisch ernähren möchte, der kann alles ein wenig lockerer sehen.“