Vom Winde verweht - Marienkäfer-Invasion schwillt ab
Stralsund/Berlin (dpa). Die Marienkäfer-Invasion an der Ostseeküste ist offenbar am Abklingen. Es seien merklich weniger Insekten unterwegs als noch vor Tagen, sagte eine Sprecherin des Stralsunder Ozeaneums.
"Aber es knackt noch immer unter den Füßen, wenn man ins Freie tritt." In den letzten Tagen hatten die kleinen, als Glücksbringer beliebten Käfer die Gehwege vor dem Ozeaneum rot gefärbt und durch das massenweise Auftreten auch Urlauber belästigt.
Auch auf der Insel Usedom war - offenbar wegen des am Donnerstag herrschenden starken Windes - eine leichte Entspannung zu spüren. "Vorbei ist der Spuk aber noch nicht", sagte eine Mitarbeiterin des Usedomer Hotels "Strandrose" in Kölpinsee. Auch dort mussten sich Gastronomen und Urlauber seit knapp einer Woche gegen Abertausende Marienkäfer und Schwebfliegen wehren, die sich an Stränden oder in Freiluftgaststätten niedergelassen hatten.
Nach Angaben des NABU ist die Invasion der Marienkäfer an der Ostseeküste offenbar auf den Wind zurückzuführen. Große Mengen der Tiere seien vermutlich durch ablandige Winde vom Inland Richtung Meer geweht worden, erklärte Helge May vom Naturschutzbund Deutschland (NABU).
"An der Küste haben viele Käfer quasi eine Notbremsung vollzogen, um nicht auf hoher See zu landen", sagte er. Von einer Insekten- oder Käferplage könne in Deutschland abgesehen von der regionalen Häufung an der Küste insgesamt nicht die Rede sein. Zwar gebe es in diesem Jahr durch die große Zahl der Blattläuse hervorragende Bedingungen für die Vermehrung von Marienkäfern oder auch von Schwebfliegen. "Generell fühlt sich der Marienkäfer allerdings im Süden wohler", erläuterte May. Bereits im Jahr 1989 gab es an den Stränden der Ostseeküste eine regelrechte Marienkäfer- Invasion, die aber nach kurzer Zeit abgeklungen war.
Bei den an der Küste gehäuft aufgetretenen Tieren handelt es sich laut May um den heimischen Sieben-Punkt-Marienkäfer. Berichte, wonach sich dort der meist mit 19 Punkten versehene asiatische Marienkäfer massenhaft ausgebreitet habe, hätten sich als falsch herausgestellt, sagte der NABU-Experte. "Dass der zur Schädlingsbekämpfung importierte asiatische Artgenosse den heimischen vertreibt, ist also offenbar nicht richtig", betonte er. Für beide Arten gelte gleichermaßen, dass sie für Menschen ungefährlich seien.
Nach Auskunft des NABU hat es vor der Marienkäfer-Häufung bereits im Mai mit dem massenhaften Auftreten der Diestelfalter ein außergewöhnliches Phänomen gegeben. Vor allem in Thüringen habe es den Schmetterling, der sonst hauptsächlich in Nordafrika und Südspanien zu finden sei, in ungewöhnlich großer Zahl gegeben, sagte NABU-Experte May. Insgesamt könne aber mit Bezug auf die Insekten nicht von einem außergewöhnlichen Jahre die Rede sein.