Vor zehn Jahren starb George Harrison
London (dpa) - Bevor er starb, stellte George Harrison sicher, dass er in Ruhe gelassen wird. Am 29. November schlief der Ex-Beatle in Los Angeles nach langer Krebskrankheit friedlich ein.
Er wurde 58 Jahre alt. Seine Asche wurde so wie er es sich gewünscht hatte über den Fluss Jamuna im Norden Indiens verstreut. Zeit seines Lebens war Harrison der Medienrummel um die Beatles zu viel. Er galt als introvertiert - der stille Beatle, nannten ihn die Millionen Fans der britischen Erfolgsband.
Seine Frau Olivia und seine engsten Freunde malen allerdings ein anderes Bild von ihm. Ein Mann der Extreme soll er gewesen sein - mal still und schweigsam, mal urkomisch und lebendig. Seine Interessen lagen im Hinduismus, in indischer Kultur, Meditation und Spiritualität - und in der Formel 1. Der Hit „Here Comes The Sun“, den er für die Beatles schrieb, handelt vom Sonnenschein, während er in „While My Guitar Gently Weeps“ sogar die Saiten zum Weinen bringt.
„George selber ist kein Mysterium. Aber das Mysteriöse in George ist immens“, soll sein Freund und Bandkollege John Lennon einst über ihn gesagt haben. Der Welt bleiben vor allem seine unvergesslichen Gitarrenmelodien und seine warme Stimme. „George machte spirituell bewusste Musik - das haben wir alle gehört und gefühlt - und ich glaube, das ist der Grund, warum er in unser aller Leben so einen besonderen Platz bekommen hat“, sagte Regisseur Martin Scorsese über Harrison, dessen Leben er in der Filmographie „George Harrison - Living In the Material World“ beleuchtet.
Geboren wurde Harrison am 25. Februar 1943 in Liverpool, als viertes und jüngstes Kind der Familie. Sein Vater war Busfahrer. Seine erste Gitarre kaufte er 1956 von einem Schulfreund. Über einen weiteren Freund - den jungen Paul McCartney - stieß er zu dessen damaliger Band mit John Lennon. Erst war er nur Ersatzmann. Ab 1960 trat die Gruppe erstmals als The Beatles auf. Schlagzeuger Ringo Starr machte die Truppe komplett.
Zwar spielte Harrison besser Gitarre als Lennon. Sein Talent als Songschreiber aber trat neben dem Duo McCartney und Lennon oft in den Hintergrund. Dabei stammen 22 Beatles-Titel aus seiner Feder, und nach deren Auflösung wartete auf ihn eine erfolgreiche Solokarriere. Harrison jedenfalls war es, der die Beatles nach Indien brachte und die Musik des Landes in die Beatles-Songs. 1965 spielte er in „Norwegian Wood“ erstmals das indische Zupfinstrument Sitar. „Within You, Without You“ oder „The Inner Light“ zeigen deutlich, wie stark er sich mit der südasiatischen Kultur auseinandersetzte.
In späteren Jahren war Harrison etwa mit den Alben „All Things Must Pass“ und „Cloud Nine“ - inklusive des Ohrwurms „Got My Mind Set On You“ - erfolgreich. Zusammen mit Bob Dylan, Tom Petty, Jeff Lynne und Roy Orbison trat er Ende der 80er Jahre als „Traveling Wilburys“ auf. Obwohl er sich von allen vier Beatles stets am meisten gegen eine Wiedervereinigung gewehrt hatte, wirkte er Mitte der 90er Jahre an den „Anthology“-Filmen und Platten mit.
Kurz vor Silvester 1999 schockierte eine Nachricht seine Fans: In seinem Haus in Henley-on-Thames wurde Harrison - bereits 1997 mit Kehlkopfkrebs diagnostiziert - von einem psychisch kranken Menschen überfallen und lebensgefährlich verletzt. Danach wurden ein Hirntumor und Lungenprobleme festgestellt. Seine Biografie konnte Harrison nicht mehr aktualisieren - nach Angaben seiner zweiten Frau Olivia ein Grund, warum sie Scorsese mit dem kürzlich auf dem englischen Markt erschienenen Dokumentarfilm beauftragte. Olivia und George hatten 1978 geheiratet und haben einen gemeinsamen Sohn, Dhani, der ihm wie aus dem Gesicht geschnitten aussieht. Der spricht im Film seinen eigenen Vater - und man meint, George selber zu hören.