Zeugin vor Gericht Vorwürfe gegen Ordnungsamt im Prozess um Horrorhaus von Höxter

Höxter. Das Ordnungsamt von Höxter war nach Aussage einer Zeugin über Probleme im sogenannten Horrorhaus von Bosseborn informiert. Sie habe die Behörde im April 2016 angerufen und um eine Einschätzung gebeten, sagte die Schiedsfrau am Dienstag vor dem Landgericht Paderborn aus.

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Ermittlungen zu dem Fall waren am 22. April 2016 durch den Tod eines Opfers ins Rollen gekommen.

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Die Angeklagte Angelika W. habe sich erst telefonisch und dann per Schreiben an sie gewandt, berichtete die Zeugin, die als Schiedsfrau für einen Nachbarort von Bosseborn zuständig war. Sie habe einen Antrag auf Schlichtung stellen wollen. Vor der Schiedsfrau sollte das später Todesopfer Susanne F. versichern, dass sie im Guten mit Wilfried und Angelika W. auseinandergehe und man keine Forderungen gegeneinander stelle.

In dem Brief, der im Gericht in Teilen vorgelesen wurde, schilderte Angelika W. der Schiedsfrau detailliert Körperverletzungen und sexuelle Misshandlungen in dem Haus. „Jeder hat Prellungen, Schürfungen und ausgerissene Haare zu beklagen“, heißt es in dem Schreiben. Verantwortlich für die Körperverletzungen sei Susanne F.

Das Ordnungsamt habe der Schiedsfrau erklärt, Angelika W. müsse sich an den für Bosseborn zuständigen Schiedsmann wenden, sagte die Zeugin aus. „Man kann sich den Schiedsmann nicht aussuchen“, habe man ihr gesagt. Das habe Angelika W. aber nicht gewollt, weil sie in der Vergangenheit bereits Probleme mit ihm gehabt habe. „Ich habe mich allein gelassen gefühlt“, sagte die 54-jährige Schiedsfrau. Heute werfe sie sich vor, nicht die Polizei gerufen zu haben.

Im Prozess sagten am Dienstag außerdem zwei Frauen aus, die eine Zeit lang eine Beziehung mit Wilfried W. unterhielten. Die eine hatte 2011 für eine Woche in Bosseborn gelebt, bevor sie wieder ausgezogen war. „Gewalt oder Schläge habe ich von Wilfried W. nie bekommen“, erklärte sie. Der Angeklagte habe sie allerdings sexuell bedrängt. „Ich wäre nie dageblieben“, sagte die Zeugin. Wilfried W. sei im Verhältnis zu Angelika W. der dominanten Part gewesen. „Er hat sie gehalten wie einen Sklaven.“

Die zweite Frau wurde von Wilfried W. mehrmals besucht, und stand mit dem Paar für eine Zeit telefonisch in sehr engem Kontakt. Die Frau sagte aus, dass sie sich stündlich melden sollte - so stellten die beiden eine engmaschige Kontrolle sicher. „Ich war psychisch so am Ende“, erzählte sie. Auch versuchten die beiden den Kontakt zu ihrem Sohn zu unterbinden.

Wilfried W. und Angelika W. sollen über Jahre hinweg mehrere Frauen in das Haus nach Ostwestfalen gelockt und dort schwer misshandelt haben. Der 47-Jährige und die 48-Jährige sind wegen Mordes durch Unterlassen angeklagt. Zwei Frauen starben infolge der Quälereien. dpa