Angeklagter belastet Ex-Frau Wilfried W. stellt sich im Höxter-Prozess als Mitläufer dar
Paderborn (dpa) - Der Angeklagte im Prozess um das „Horror-Haus“ von Höxter hat sich als Mitläufer bei den Misshandlungen von Frauen dargestellt.
Wilfried W. gab bei seiner erneuten Befragung vor dem Landgericht Paderborn am Dienstag zwar erstmals auch körperliche Gewalt gegenüber Frauen wie Schubser, Haare ziehen und Schläge zu. Die treibende Kraft sei aber stets seine Ex-Frau gewesen, bekräftige er. Die Bekanntschaftsanzeigen, auf die sich dann spätere Opfer meldeten, habe er stets geschaltet, um die Frau fürs Leben zu finden. Daran habe er bis zuletzt geglaubt.
Er wies den Vorwurf zurück, seine heute 48-jährige Ex-Frau mit heißem Wasser vor Jahren an der Schulter verbrüht zu haben. Das hatte die Mitangeklagte in den ersten Prozesswochen vor Gericht ausgesagt. Angelika W. habe sich vielmehr selbst kochend heißes Wasser über die Schulter gegossen. „Sie wollte nicht arbeiten. Sie hat sich ständig Krankenscheine besorgt, damit sie gegenüber den Behörden Argumente hatte, um weiterhin Hartz IV zu beziehen“, sagte der Angeklagte aus. Eins gab er zu: Als er seiner Ex-Frau helfen wollte, kaltes Wasser über die heiße Kleidung zu gießen, um die verbrühte Haut zu retten, habe er den Hahn für kaltes und warmes Wasser verwechselt. Das sei aber keine Absicht gewesen.
Der Angeklagte sagte ausführlich zum Verhältnis zu seiner Ex-Frau aus. Der 47-Jährige schilderte, wie sich die beiden nach einer Bekanntschaftsanzeige 1999 zum ersten Mal getroffen hatten. „Es hat sofort gefunkt, wir haben bereits am ersten Tag Zukunftspläne geschmiedet“, sagte Wilfried W.. Schon am nächsten Tag hätten die beiden beschlossen, zu heiraten. Erste Probleme habe es kurze Zeit nach der Trauung gegeben. Seine damalige Frau sei schnell eifersüchtig gewesen und habe ihn ständig kontrolliert.
In den Jahren danach habe sich zwischen den beiden eine Beziehung mit viel Ärger und Streitereien entwickelt. Mal wohnten sie gemeinsam in einer Wohnung, dann trennten sie sich auch räumlich. Immer gab es aber täglichen Kontakt, auch nach der Scheidung der beiden im Jahr 2003. Der Verteidiger von Wilfried W. ging mit seinem Mandanten den Zeitraum durch, bis der 47-Jährige mit Angelika W. nach Höxter zog.
Bei der Aussage und anschließenden Befragung durch das Gericht, Staatsanwaltschaft, Nebenkläger und Gutachter über fast vier Stunden verwickelte sich Wilfried W. mehrmals in Widersprüche. Wiederholt antwortete er mit zeitlichem Abstand auf die gleichen Fragen unterschiedlich. Mal bezeichnete er sich als menschenscheu, dann wieder als jemand, der sich gerne mit Menschen unterhält.
Wie bereits bei der ausführlichen Aussage der Angeklagten blieb für alle Fragesteller am Ende offen, warum die beiden über Jahre trotz der geschilderten Probleme aneinander festhielten.
Die beiden sind wegen Mordes durch Unterlassen und mehrfacher Körperverletzung angeklagt. Über Jahre hinweg soll das Duo mehrere Frauen in das Haus nach Ostwestfalen gelockt und dort schwer misshandelt haben. Zwei Frauen starben infolge der Quälereien. Die Angeklagten belasten sich gegenseitig, die treibende Kraft gewesen zu sein. Der Prozess wird am 28. März fortgesetzt. Ein Urteil wird nicht vor Herbst 2017 erwartet.