Landeskriminalamt Wann findet wo der nächste Einbruch statt?

Mit Hilfe großer Datenmengen will die Polizei Taten verhindern und Täter ertappen.

Landeskriminalamt: Wann findet wo der nächste Einbruch statt?
Foto: Daniel Bockwoldt

Düsseldorf. In dem Science Fiction-Film „Minority Report“ gelingt es der Polizei, geplante Morde vorherzusehen und so die Täter vor der Tatbegehung zu stoppen. Davon ist „Skala“ weit entfernt, doch das Programm des Landeskriminalamts — Skala steht für „System zur Kriminalitätsanalyse und Lageantizipation“ — geht durchaus in diese Richtung. Eine Computersoftware sammelt Daten über begangene Einbrüche und kombiniert diese mit anderen Informationen. Was am Ende bei der Voraussage hilft, wo das Risiko weiterer Einbrüche besonders hoch ist.

Als Landesinnenminister Ralf Jäger (SPD) am Dienstag bekannt gibt, dass das bereits in Düsseldorf, Köln, Essen, Gelsenkirchen und Duisburg genutzte System ab Juni auch in Bonn und Anfang 2018 dann landesweit zum Einsatz kommen soll, da verknüpft er diese Nachricht mit einer anderen Information: Dass die Zahl der Wohnungseinbrüche in NRW im ersten Quartal 2017 mit 14 422 Fällen mehr als 30 Prozent unter der der ersten drei Monate 2016 lag. Doch weil es kaum seriös gewesen wäre, diesen Rückgang allein mit „Skala“ zu erklären, nennt der Minister dieses Projekt nur als eine von mehreren Ursachen. Mehr Polizeipräsenz, bessere technische Sicherungen an Häusern oder Schwerpunktkontrollen gegen international agierende Einbrecherbanden spielten eine Rolle. Aber auch Skala, betont Jäger. Doch wie funktioniert dieses System?

Daten zu geschehenen Einbrüchen werden kategorisiert — nach Tatort, Tatzeit, Vorgehensweise der Täter. Wann erfolgten die Einbrüche, an welchem Wochentag, zu welcher Tageszeit? „Wo Täter Beute gemacht haben, dahin kehren sie häufig zurück“, sagt Jäger.

Felix Bode, wissenschaftlicher Begleiter des Projekts, erklärt, dass noch viele weitere Daten über die analysierten Wohnquartiere (je 400 Haushalte) mit einbezogen würden. So flössen Informationen zu Wohnlage, Bebauung, oder Kaufkraft ein. Oder ob es einen hohen Verkehrsdurchfluss mit entsprechend höherer Anonymität gibt. Durch die so zusammengeführten Daten würden „Hot Spots“ sichtbar, die Bode anhand unterschiedlich eingefärbter Markierungen (rot für Risikogebiet) auf Stadtteilkarten zeigt. Die Daten fließen ein in die „Wochenprognose“ der Polizei, die sodann ihre Maßnahmen planen kann: Abschreckung durch offen sichtbare Streifen oder verdeckte Überwachung des Bereichs, um Täter auf frischer Tat zu schnappen.

Bedenken von Datenschützern versucht Jäger dadurch zu zerstreuen, dass Skala herausfinden wolle, wo als nächstes eingebrochen wird, nicht aber, wer einbricht. „Raumdeckung statt Manndeckung“, betont Fußballfan Jäger. Auch Bode sagt: „Es werden weder Täter- noch Opferdaten gespeichert, nur Raum- und Zeitgeschehen“, wann also wo eingebrochen wurde. Für Jäger ist es denkbar, dass das System irgendwann nicht nur wie bisher für Einbruchstaten eingesetzt wird, sondern auch gegen Straßenraub oder Kfz-Diebstahl.

Die CDU kritisiert, dass die Regierung nicht weitere Zeit mit Pilotversuchen verschwenden, sondern Skala schleunigst landesweit in Betrieb nehmen solle. Die FDP sieht in dem System hingegen ein bloßes Placebo. Gegen Wohnungseinbruch müsse es mehr Kontrollen auf An- und Abfahrtswegen der Täter geben.