Warum rastete Frank M. aus?
Der psychisch kranke 48-Jährige hatte auch zu Hause etliche Schusswaffen gehortet.
Düsseldorf. Wolfgang Siegmund, Leiter der Mordkommission, die die Ereignisse am Düsseldorfer Hauptbahnhof untersucht, ist erleichtert. „Die Sache ist glücklich ausgegangen“, sagt er und meint insbesondere die 22-Jährige, der Frank M. auf dem Straßenbahn-Steig 6 in den Kopf geschossen hatte.
Sie ist nach einer Operation auf dem Weg der Besserung. „Die Bleikugel hat die Kopfhaut durchdrungen, nicht aber die Schädeldecke“, sagt Siegmund. Das Projektil konnte in der Uni-Klinik entfernt werden. Die BWL-Studentin, die auf dem Heimweg nach Ratingen war, muss keine bleibenden Schäden fürchten. Der Schüler (13), den M. kurz in seiner Gewalt hatte, kam mit dem Schrecken davon.
Die Polizei gab am Mittwoch weitere Details zu dem Großeinsatz am Hauptbahnhof preis. Demnach war der 48-jährige allein stehende Bochumer einer Bundespolizei-Streife in Höhe des Ibis-Hotels aufgefallen. „Er erschien den Kollegen hilflos. Hat auf der Fürsorge geltende Ansprachen nicht reagiert“, sagt Udo Diederich, Inspektionsleiter der Bundespolizei. Dann habe M. unvermittelt geschossen.
Was den Sozialleistungsempfänger bewegt hat, bis an die Zähne bewaffnet nach Düsseldorf zu fahren, weiß Siegmund nicht. „Der Täter spricht nicht mit uns.“ Fest steht nur, das er in einer vermüllten Wohnung in einem Mehrfamilienhaus mit mehr als 70 Parteien in Bochum ein anonymes Leben führte. „Die Nachbarn wussten nicht viel von ihm. Er war polizeilich nicht bekannt.“ Ob der Mann schon einmal in psychischer Behandlung war, soll abgeklärt werden.
In seinem Ein-Raum-Appartement fanden die Ermittler zehn weitere Schusswaffen. „Acht Nachbauten historischer Vorderlader und zwei Schreckschusspistolen“, sagt Siegmund. Ob diese Waffen von M. umgebaut und scharf gemacht wurden, untersuchen Kriminaltechniker.
Von den sechs am Tatort sichergestellten Pistolen waren drei abgefeuert, drei noch geladen. „Wir wissen derzeit sicher nur von dem Schuss im Bahnhof und dem Schuss auf das Opfer“, sagt der Ermittler. Wann der dritte Schuss fiel und wem er galt, ist noch unklar.