Anschläge Was wir über die Attentäter vom Ostersonntag in Sri Lanka wissen

Colombo · Mit sprengstoffbeladenen Rucksäcken liefen die Attentäter in voll besetzte Kirchen und Hotels und töteten Hunderte Menschen. Erst Tage später wird langsam klar, wer die Angreifer waren.

Foto: dpa/B.K. Bangash

An den Anschlägen am Ostersonntag in Sri Lanka mit mehr als 350 Toten waren neun Selbstmordattentäter beteiligt. Die Behörden identifizierten nach eigenen Angaben inzwischen alle von ihnen, bestätigten allerdings bislang nur die Identitäten von vier Beteiligten. Es sind zwei Söhne eines reichen Gewürzhändlers, der sich nun in Gewahrsam befindet, die Ehefrau eines der Brüder und ein islamistischer Hassprediger. Aus den Angaben der Polizei und der Regierung ergibt sich inzwischen folgendes Bild:

Die BRÜDER: Sie waren zwei der neun Kinder von Mohammed Yusuf Ibrahim, einem erfolgreichen Gewürzexporteur mit guten Verbindungen in die Politik. Einer der beiden Söhne war Eigentümer einer Kupferfabrik. Einer der beiden war außerdem einer von zwei Männern, die im vergangenen Dezember im Ort Mawanella festgenommen wurden, weil sie eine Buddha-Statue beschädigt haben sollen - eine Provokation gegen Buddhisten, die mit rund 70 Prozent der Bevölkerung die Mehrheit in dem südasiatischen Inselstaat stellen. In der Gegend hatte es im März vergangenen Jahres Ausschreitungen von Buddhisten gegen Muslime gegeben, die zu einem landesweiten Ausnahmezustand führten.

Die Brüder sprengten sich am Ostersonntag in zwei verschiedenen Fünf-Sterne-Hotels in Sri Lankas Hauptstadt Colombo in die Luft: im „Cinnamon Grand“ und im erst kurz zuvor eröffneten „Shangri-La“.

Beim Anschlag auf das „Shangri-La“ waren die Attentäter zu zweit: einer der Ibrahim-Brüder und der PREDIGER Mohammed Zaharan, der nach Informationen indischer Geheimdienste der Anführer der Gruppe war.

An dem Morgen schlugen insgesamt sieben Attentäter fast zeitgleich in drei Luxushotels in Colombo sowie drei Kirchen in Colombo und den Orten Negombo und Batticaloa zu. In den Hotels gingen die Bomben an den Frühstücksbuffets hoch.

Ein achter Attentäter wollte eine weitere Kirche in Dehiwala, einem Vorort von Colombo, angreifen. Weil es dort einen Einbruch gegeben hatte, wurde die Kirche von Polizisten bewacht, und der Mann brach das Attentat ab. Anschließend ging er in ein weiteres Fünf-Sterne-Hotel an der Strandpromenade von Colombo. Es gelang ihm allerdings nicht, seine Bombe zu zünden. Also ging er zurück in sein Zimmer in einem kleinen Hotel in Dehiwala. Dort explodierte die Bombe, vermutlich aus Versehen. Außer dem Attentäter starb ein junges Pärchen in einem Nebenzimmer.

Kurz darauf, Stunden nach den ersten sieben Explosionen, zündete die FRAU eines der Ibrahim-BRÜDER in einem luxuriösen Haus, das ihrem Schwiegervater gehört, eine weitere Bombe. Zuvor hatte die Polizei das Haus betreten. Sie tötete sich, ihre beiden Kinder, einen weiteren Angehörigen der Ibrahim-Familie und drei Polizisten.

Bei den Anschlägen kamen insgesamt mindestens 359 Menschen ums Leben - die Attentäter nicht mitgezählt. Die meisten der Terroristen waren nach Angaben der Regierung gebildet und stammten aus wohlhabenden Familien. Sie hätten im Ausland studiert, hieß es - einer vermutlich in Großbritannien und Australien.

Die Behörden gehen davon aus, dass die Attentäter der einheimischen Islamistengruppe National Thowheeth Jamaath (NTJ - etwa Nationale Versammlung für den Glauben an die Einheit Gottes) angehörten. Die Gruppe Jammiyathul Millathu Ibrahim soll ebenfalls beteiligt gewesen sein. Beide Organisationen waren zuvor kaum bekannt und nicht mit Terrorismus in Verbindung gebracht worden. Die NTJ gilt als salafistisch.

Der Salafismus ist eine extrem konservative Strömung des Islams. Anhänger beziehen sich ausschließlich auf den Koran und lehnen jede Form von Modernisierung ab. Ziel der Salafisten ist die vollständige Umgestaltung von Staat, Rechtsordnung und Gesellschaft nach ihrem Regelwerk - die Errichtung eines islamistischen Gottesstaates.

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte den Anschlag für sich. Ihr Sprachrohr Amak veröffentlichte auch ein Video, das angeblich zeigt, wie acht der Attentäter dem IS die Treue schwören. Die Echtheit ließ sich nicht unabhängig überprüfen.

(dpa)