Wegberger Klinik-Chef nach Skandal wieder auf freiem Fuß
Wegberg. Der ehemalige Chef der Klinik Wegberg bei Mönchengladbach, an der sieben Patienten durch Behandlungsfehler gestorben sein sollen, ist auf freiem Fuß. Das Düsseldorfer Oberlandesgericht ordnete am Mittwoch die Freilassung des Mediziners aus der Untersuchungshaft an.
Es bestehe keine Fluchtgefahr, begründeten die Richter ihren Beschluss. In Wegberg sollen zahlreiche Patienten falsch, unnötig und ohne Einwilligung operiert worden sein. An der Klinik sollen die Ärzte auf Anordnung Zitronensaft auf Operationswunden geträufelt haben, um teurere Desinfektionsmittel einzusparen.
Das Mönchengladbacher Landgericht hatte noch im September eine Fluchtgefahr gesehen und entschieden, dass der Klinikleiter in Haft bleiben müsse. Dem 52-Jährigen wird in drei Fällen Körperverletzung mit Todesfolge, in vier Fällen fahrlässige Tötung und in 60 Fällen Körperverletzung vorgeworfen. Er saß seit Mitte April hinter Gittern. Ihm drohen bei einer Verurteilung bis zu 15 Jahre Haft.
Ob und wann der Mediziner vor Gericht muss, hat das Landgericht wegen widersprüchlicher Gutachten noch nicht entschieden. Der Beschuldigte, der in Personalunion Inhaber, Geschäftsführer und ärztlicher Direktor der Klinik war, soll für falsche und unnötige Operationen verantwortlich sein. Für etwa 30 Eingriffe hätten Patienten keine Einwilligung gegeben.
Insgesamt sollen 17 Patienten zwischen 50 und 92 Jahren falsch behandelt worden sein. Neben dem einst renommierten Arzt sind acht weitere Mediziner angeklagt. Der Chefarzt war Mitte April festgenommen worden, nachdem bekanntgeworden war, dass er Vermögen in der Schweiz verschwiegen hatte. Das Vermögen sei inzwischen nach Deutschland zurück übertragen worden, berichtete ein Sprecher des Oberlandesgerichts. Außerdem sei der Beschuldigte kürzlich Vater geworden und in Deutschland integriert. Es gebe keine Anzeichen, dass er sich dem Verfahren entziehen wolle.