Wegen Euro-Krise: Weihnachten auf Sparflamme

Rom/Athen (dpa) - Städte in Spanien verzichten auf üppige Festbeleuchtung, Italiener gehen vorsichtiger mit ihrem Geld um: Kurz vor Weihnachten ist die Feiertagsstimmung in Europas Krisenländern oft gedrückt.

Von Athen bis Lissabon ächzen die Staaten unter der Schuldenlast. Für Glanz und Prunk ist vielerorts kein Platz. Das Fest wollen sich die Menschen trotzdem nicht ganz verderben lassen.

- Im pleitebedrohten Griechenland ist von weihnachtlicher Harmonie noch wenig zu spüren. Im Gegenteil: Erstmals seit Jahrzehnten wurde auf dem zentralen Platz von Athen kein extra Weihnachtsbaum aufgestellt - die Stadt schmückte in der Krise nur die Bäume des Platzes mit Lichterketten. Griechenland muss eisern sparen, und das gilt auch für die Hauptstadt: 200 000 Euro ließ sich Athen die Feierlichkeiten in diesem Jahr kosten - 2010 waren es noch zwei Millionen Euro.

Mies ist die Atmosphäre unter den griechischen Händlern. Nach Verbandsangaben gingen dieses Jahr 60 000 Betriebe pleite. Entlang der zentralen Einkaufsstraßen von Athen sieht man: Fast jedes zweite Geschäft ist geschlossen.

- Auch in Italien ist die Weihnachtsstimmung gedämpft. Viele sorgen sich wegen der geplanten Milliarden-Sparmaßnahmen der neuen Regierung unter Mario Monti. Dabei wollen die Italiener noch zahlreicher als vor einem Jahr über die Feiertage verreisen, gehen jedoch vorsichtiger mit ihrem Geld um: Kürzer und nicht so weit weg, heißt die Devise.

Beim Bummel in Roms bekannter Einkaufsstraße Via del Corso scheint die Kauflust ungebrochen, ermuntert von der üppigen Weihnachtsbeleuchtung. Das meiste davon hätten allerdings private Sponsoren spendiert, betont Bürgermeister Gianni Alemanno. Sonst hätte man sich die aufwendige Deko in diesem Jahr nicht erlaubt. Alemanno will zu Weihnachten Optimismus verbreiten: „Man muss auf die Zukunft setzen“, sagt er.

- In Spanien drückt die Schuldenmisere nicht nur aufs Gemüt, sondern auch auf den Konsum. Das hoch verschuldete Madrid und andere Städte ließen merklich weniger Weihnachtsschmuck anbringen als sonst. Die Verbraucher sparen - bei den Geschenken und beim Essen. Einer Umfrage zufolge geben die Spanier zu Weihnachten 17 Prozent weniger Geld aus als im Vorjahr.

- Im Nachbarland Portugal macht sich die Krise immer mehr bemerkbar. Der Handel etwa fürchtet ein schlechtes Weihnachtsgeschäft. „Die Kunden gucken nur, kaufen deutlich weniger, nicht nur bei uns“, klagt eine Verkäuferin im Lissabonner „Colombo“, dem größten Einkaufszentrum des Landes. Zahlreiche Geschäfte waren gezwungen, den Weihnachtsschlussverkauf, der eigentlich am 28. Dezember beginnt, schon auf Anfang Dezember vorzuziehen.

Zudem werden viele portugiesische Städte dieses Jahr keine Weihnachtsbeleuchtung haben. Das Städtchen Vila Franca de Xira, rund 35 Kilometer von Lissabon, spart die 19 000 Euro, die 2010 für Beleuchtung und Dekoration ausgegeben wurden. Stattdessen werden Weihnachtskörbe an Arme verteilt. In Lissabon schlossen sich die Luxusgeschäfte der Prachtstraße Castilho zusammen, um die Straße mit eigenen Mitteln zu schmücken.

- In Großbritannien tobt vor Heiligabend eine Rabattschlacht wie selten zuvor. Die großen Einzelhandelsketten, Supermärkte und Einkaufszentren überbieten sich gegenseitig mit Preisnachlässen, um Käufer in ihre Läden zu locken. Bis zu 50 Prozent können Weihnachts-Shopper sparen.

Experten prophezeiten den Händlern schon die schlechtesten Umsätze im Weihnachtsgeschäft seit der Pleite der US-Bank Lehman Brothers vor gut drei Jahren. In den großen Geschäftsstraßen von London ist davon allerdings kaum etwas zu spüren. Mit gewohnt knalligen Lichteffekten, riesigen Weihnachtsmännern und Schlittschuhbahnen wird die Feststimmung angeheizt.