Weihnachts-Lichtermeer in amerikanischen Vorgärten
San Francisco/New York (dpa) - In Sachen Weihnachtsbeleuchtung kann man den Amerikanern nichts vormachen. Sie wissen, wie man dekoriert. Viele Häuser und Vorgärten sind mit tausenden Lichtern übersät - je schriller, desto besser.
Wenn die Dämmerung einsetzt beginnt in den amerikanischen Vorgärten die Lichter-Show. Bestückt mit Plastik-Nikoläusen, Lichterketten und funkelnden Figuren wetteifern die Hausbewohner um die prächtigste Dekoration. Einige dieser Weihnachtsbeleuchtungen locken jährlich tausende Besucher an.
So auch das Haus von Lucy Spata in New York. Seit mehr als 30 Jahren schmückt die Frau in Brooklyn ihren Vorgarten. Darin wimmelt es von lebensgroßen Engeln und Nussknackern, glitzernden Sternen und grellen Leuchtschriften. Schaulustige rücken mit Kameras an. Anfangs beschwerten sich einige Nachbarn, doch Spata ließ sich nicht beirren.
Seit einigen Jahren ist das Brooklyner Viertel Dyker Heights in der Weihnachtszeit als „Dyker Lights“ bekannt. Seiner vielen Lichter wegen ist die Wohngegend zur winterlichen Ausflugsattraktion geworden.
Etwa 100 000 Menschen pilgern hier jährlich an den Vorgärten vorbei. Ein findiger Geschäftsmann organisiert sogar Bus-Touren durch das Wohngebiet. „Der Weihnachtsbaum vor dem Rockefeller Center ist nichts gegen die Weihnachtsbeleuchtung in Brooklyn“, sagt der Anbieter Tony Muia.
Auch im sonnigen Kalifornien bricht in den Vorgärten der Lichter-Winter ein. Für Kathy Rombiero beginnt Weihnachten schon im August. Dann verwandeln sich der Garten und die Zimmer ihres Einfamilienhauses in Novato, nördlich von San Francisco, nach und nach in eine knallbunte „Christmas“-Glitzerwelt: Plastikschneemänner auf dem Dach, Krippen im Garten, eine künstlich verschneite Eisenbahn mit Nikoläusen, 150 000 Lichter, zigtausend Figuren.
„Das ist, als ob man in den Himmel hineinspaziert“, erzählt die 42-jährige Kathy stolz der Nachrichtenagentur dpa. In diesem Jahr dekoriert sie zum 20. Mal. Von Anfang Dezember bis in den Januar hinein ist bei den Rombieros jeden Abend viel los. Im vergangenen Jahr schauten sich etwa 35 000 Besucher die verrückte Dekoration an. „Manchmal ist die Wartezeit in der Schlange vor dem Haus über 45 Minuten lang“, erzählt die Verkaufsmanagerin stolz.
Und wofür der ganze Stress? „Wenn ich die Kinder und mehr noch die Erwachsenen wie Zehnjährige strahlen sehe, dann ist das mein größtes Weihnachtsgeschenk“, versichert Kathy. Dafür nimmt sie gerne in Kauf, dass die Stromrechnung im Dezember in schwindelerregende Höhen steigt.
Kathys Haus ist eine der „Must See“-Dekorationen, die Alex Dourov auf seiner Seite „CaliforniaChristmasLights.com“ auflistet. In diesem Jahr stellt der Webdesigner mehr als 475 Privathäuser in Nordkalifornien Fotos und Wegbeschreibung vor - alle haben spektakulären Weihnachtsschmuck.
„Meine Familie hält mich für ein wenig verrückt, aber mir macht es einfach Spaß, den Leuten dieses Weihnachtsgefühl zu vermitteln“, erzählt der 53 Jahre alte, zweifache Vater. Er kennt sich bestens aus. „An einem Haus in Hillside brennen 350 000 kleine Lichter“, berichtet Dourov. Und warnt: „Dort gibt es ständig lange Staus.“
Die Wirtschaftskrise scheint dem Lichtermeer wenig anzuhaben. „Es gibt immer mehr Leute, die auf extreme Dekorationen stehen und mit dem Lichterschmuck völlig durchdrehen“, erzählt Dourov. Vor zwei Jahren rüstete er die Deko an seinem Haus in Livermore auf energiesparende LED-Lichterketten um. Seine Weihnachts-Stromrechnung würde daher „nur“ um 300 Dollar steigen.
Die Stromrechnung von Lucy Spata aus Brooklyn dagegen ist ein streng gehütetes Geheimnis. Und auch die ihrer dekorierfreudigen Nachbarn. Über die Kosten spricht man in „Dyker Lights“ nicht. Nur Tony Muia macht mit der Weihnachtsbeleuchtung Kasse. Täglich fahren mehrere seiner Busse durch das Gebiet. Besucher bekommen auf der Tour alle Highlights zu sehen und können entspannt staunen, statt am eigenen Steuer auf andere Schaulustige achten zu müssen. „Die Anwohner beschweren sich zwar über den Verkehr. Aber wenn wir nicht wären, dann gäbe es jedes Jahr unzählige Auffahrunfälle“, meint Muia.
Auch das Haus der Polizzottos in Brooklyn ist ein Hingucker, vor dem sich jeden Abend die Besucher drängen. Hier steht ein überlebensgroßer Weihnachtsmann vor der Tür. Das Geld für ein Foto mit Santa Claus kommt der Make-A-Wish-Foundation zu Gute, ein Verein, der sich die Erfüllung von Herzenswünschen schwerkranker Kinder zum Ziel gesetzt hat. Für die kleinen und großen Besucher von „Dyker Lights“ ist der eigene Traum von einer funkelnden Weihnachtswelt dann schon in Erfüllung gegangen.