Weltenbummlerin Nina Sedano: Die Frau, die Länder sammelt
Nina Sedano (46) hat alle 193 UN-Staaten bereist — ihr Appetit auf die Welt ist trotzdem noch nicht gestillt.
Frankfurt. In Österreich und Tibet sei es am kältesten gewesen, in Indien am wärmsten. Hervorragendes Essen habe es in Thailand und Italien gegeben, gar nicht lecker sei es in Nordkorea gewesen. In Island wurde ihr Geldbeutel stark strapaziert, dafür war der Aufenthalt in Nepal umso günstiger.
Und für eine erneute Reise nach Neuseeland würde Nina Sedano (46) sofort wieder die Koffer packen. „Soweit ich weiß, bin ich die einzige Frau Deutschlands, die alle 193 UN-Staaten bereist hat“, sagt die Frankfurterin.
23 Jahre dauerte es, bis Nina Sedano im vergangenen Jahr mit Turkmenistan das letzte der 193 Länder der Vereinten Nationen besucht hat. Dabei hatte die Frau, die sich „Ländersammlerin“ nennt, ursprünglich nicht das Ziel, die Liste der UN-Staaten komplett abzuhaken.
„Als Teenager hatte ich viele Freundinnen im Ausland. Es war toll, sie zu besuchen“, sagt die ehemalige Bürokauffrau, die heute freiberuflich arbeitet und Vorträge über ihre Reisen hält. Um sich ihre Leidenschaft leisten zu können, verzichtet sie auf vieles: „Ich lebe bescheiden, habe kein Auto und rauche nicht. In Ländern wie Nepal, Malaysia, Vietnam oder Laos habe ich außerdem im Schnitt nur zehn Euro am Tag gebraucht.“
Mit 13 Jahren verreiste sie zum ersten Mal allein, zum Sprachkurs nach England. Die erste große Reise ging mit 22 Jahren in die USA. Mit ihrem Ehemann bereiste sie dann 25 Länder, nach der Trennung ging es allein weiter. Lange fehlte auf ihrer Reiseliste Weißrussland: „Man braucht eine Einladung, um ins Land zu kommen. Ein Konsul des Landes gab mir in China ein Visum, so konnte ich mit der Transsibirischen Eisenbahn über Russland rein.“
Andere Länder hingegen, so wie Nordkorea, besuchte sie als Teil einer Reisegruppe, „weil man sich dort nicht frei bewegen kann“.
Sedanos längste Reise dauerte neun Monate und führte von Südkorea, Japan über die Philippinen und Taiwan nach Südostasien und Indien. In Liechtenstein, San Marino und Monaco hielt sie sich nur kurz auf — trotzdem hatte sie nie das Gefühl, ein Land nur mitzunehmen und abzuhaken.
„Jedes Land mit seinen Menschen und seiner Geschichte ist anders.“ Manchmal war es auch entbehrungsreich: In der Zentralafrikanischen Republik habe sie drei Tage kaum etwas gegessen und auf einem Betonboden geschlafen. „Da erkennt man, wie gut es einem eigentlich geht und wird sehr demütig.“
Die nächsten Ziele sind bereits gesteckt: Inseln. „Die Kanaren, Azoren, vielleicht Korfu“, zählt sie auf. Oder eine Kreuzfahrt. Meinen Hunger auf die Welt habe ich gestillt, Appetit und Wissensdurst sind aber geblieben.“