Weniger Verkehrstote denn je
Wiesbaden (dpa) - Die Zahl der Verkehrstoten in Deutschland ist der neuesten Statistik zufolge auf den niedrigsten Stand seit fast 60 Jahren gesunken.
2762 Menschen starben von Januar bis Ende September 2012 auf den Straßen, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Dienstag auf der Basis vorläufiger Zahlen mitteilte. Das waren 6,3 Prozent weniger als im ersten dreiviertel Jahr 2011. Selbst 2010, dem Jahr mit den bisher wenigsten Verkehrstoten seit Einführung der Statistik 1953, kamen im Vergleichszeitraum bis Ende September zwölf Verkehrsteilnehmer mehr ums Leben. Experten mahnen dennoch gerade vor Beginn des Winters zu einem „unfallverhütenden Fahrstil“.
Die meisten Verkehrstoten gab es in den ersten neun Monaten in Bayern, gefolgt von Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Den stärksten Rückgang verbuchte Nordrhein-Westfalen, gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen.
2011 war die Zahl der Verkehrstoten am Ende erstmals seit 20 Jahren wieder gestiegen, und zwar um zehn Prozent auf 4009. „Wir sind jetzt wieder im Trend, den wir die Jahre zuvor auch hatten“, sagte ADAC-Sprecher Andreas Hölzel. „2011 war ein Ausreißer, aber auch ein Warnschuss, sich nicht zurückzulehnen.“ Bisher rechnen der ADAC und andere Verkehrsorganisationen damit, dass 2012 letztlich nur das Jahr mit dem zweitbesten Ergebnis sein wird.
„Wir müssen den Winter noch abwarten“, sagt etwa Sven Rademacher vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat und appelliert an die Autofahrer, vorsichtig zu fahren. Vor einem so tragischen Unfall wie dem des Geisterfahrers am Sonntag bei Offenburg, sei niemand ganz gefeit. „Wer sich aber immer anschnallt, keinen Alkohol trinkt und mit angepasster Geschwindigkeit fährt, tut für seine Sicherheit eine ganze Menge.“ Wer die Straße zudem als sozialen Raum sehe und stets möglichst gelassen reagiere, habe einen „hohen Sicherheitsgewinn“.
„Die Aussicht auf eine humane Verkehrswelt ist besser geworden“, sagt Rainer Hillgärtner vom Auto Club Europa. Als Beispiele nennt er Autos mit größeren Knautschzonen, optimierte Fahrzeugtechnik und die moderne Rettungsmedizin. Technische Fortschritte und eine bessere Verkehrs-Infrastruktur trügen weiterhin zur Unfallverhütung bei.
Weniger Toten und Verletzten standen in der Statistik des Bundesamtes mehr Unfälle gegenüber: Rund 293 300 Auto-, Zweiradfahrer und Fußgänger wurden demnach in den ersten neun Monaten dieses Jahres bei Verkehrsunfällen verletzt. Das waren 0,2 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Zugleich nahm die Polizei aber etwas mehr Unfälle auf: rund 1,74 Millionen (plus 1,0 Prozent). „Die Schere geht also auseinander“, sagte Hillgärtner. „Es kommt daher auf die Unfallverhütung an.“