Wer ist Michelles Mörder?
Die Polizei ermittelt mit Hochdruck und sagt wenig zum Fall.
Leipzig. Seite an Seite gehen die Polizisten über die Wiese zu einem Wäldchen - dem Wäldchen, in dem ein Spaziergänger am Donnerstag Michelles Leiche gefunden hatte. Konzentriert blicken die rund 100 Beamten auf den Boden. Meter für Meter suchen sie nach Spuren des Mörders, der die Achtjährige auf dem Gewissen hat.
Mit Hochdruck sucht die Polizei nach dem Unbekannten, der Michelle getötet hat. Die Sonderkommission wurde von 163 auf 177 Ermittler aufgestockt, für Hinweise wurden 10000 Euro Belohnung ausgesetzt. Ist der Fundort auch der Ort, an dem Michelle getötet wurde? Feuerwehrleute pumpen das Wasser aus dem Teich, in dem der Körper lag, um den Spurensicherern neue Anhaltspunkte zu liefern.
Über den Stand der Ermittlungen dringen kaum Informationen nach außen. Oberstaatsanwalt Hans Strobl bleibt bei der kurzen Erklärung, dass Michelle Opfer eines Gewaltverbrechens wurde und daher "kein Täterwissen preisgegeben werden soll". Wie Michelle getötet wurde und ob sie sexuell missbraucht wurde, behalten die Beamten für sich. Der Mörder soll möglichst wenig über ihren Kenntnisstand erfahren.
Das Verbrechen macht vielen Anwohnern Angst. Der Fundort der Leiche liegt nur wenige hundert Meter von Michelles Elternhaus entfernt. In der Gegend leben viele Familien. "Man denkt bei so einem Verbrechen ja immer an die eigenen Kinder", sagt eine Frau mit Tränen in den Augen. Auch in Michelles Schule ist das Entsetzen groß. Schüler und Lehrer haben Blumen, Kerzen, Plüschtiere am Eingang abgelegt. Auf vielen Zetteln steht eine Frage: "Warum?"