Wettbewerb: Das ist ja bartsträubend!
Die deutschen Männer siegten bei den Londoner Weltmeisterschaften im Gesichtsschmuck.
<strong>London. Deutsche Bärte haben sich einmal mehr als die besten der Welt erwiesen. In neun von insgesamt 17 Kategorien holten sich deutsche Gesichtshaarträger bei der diesjährigen Weltmeisterschaft der Bärte im südenglischen Seebad Brighton die Titel. "Unsere deutschen Freunde waren erwartungsgemäß wie schon bei früheren Meisterschaften am stärksten", sagte gestern Steve Parsons vom britischen Bartträgerverein "The Handlebar Club", der in diesem Jahr Ausrichter der WM war.
Ein Mann gestaltete seinen Bart nach der Seebrücke von Brighton
Jeweils vier Titel gingen bei der WM am Samstag an Mitglieder von Bartclubs in Großbritannien sowie den USA. Insgesamt 250 Bärtige präsentierten ihren ganzen haarigen Stolz einem begeisterten Publikum und einer strengen Jury. Als Referenz an den Austragungsort hatte einer der Gäste seinen Vollbart mit Wachs nach dem Vorbild der Seebrücke von Brighton gestaltet.
Die Deutschen erwiesen sich mit besonders langem oder voluminösem und jeweils äußerst gepflegtem Gesichtsschmuck sogar in der urbritischen Kategorie "Englischer Oberlippenbart" als unschlagbar.
Zu den Kategorien, in denen deutsche Teilnehmer gewannen, gehörten auch der nach oben gedrehte "Dalí" - benannt nach dem gestorbenen spanischen Maler Salvador Dalí - der "Kaiserliche Schnurrbart" sowie der "Freistil-Backenbart".
Pro: Bärte haben ausschließlich Vorteile. Sie wirken intellektuell, weil Männer in ihnen kraulen können und grübelnd in die Ferne blicken, bevor sie einen wichtigen Satz mit "Hmm" anfangen. Bärte sind funktional, weil sich das Rasieren erübrigt (natürlich) und die Gesichtspflege leichter wird. Bärte sind natürlich zeitlos schön und stören überdies nicht beim Küssen. Zumindest die Männer nicht. Ich liebe Bärte.
Ausnahmen gibt es kaum: Von zu schmalen Bärten auf der Oberlippe sei abgeraten, die sind historisch nicht mehr haltbar. Und, Gleichberechtigung hin oder her, bitte keine Damenbärte. Der Gesichtsschmuck ist wohl auch die eigentliche Ursache dafür, dass Frauen in der Geschichte so unterrepräsentiert sind. Gandhi, Gott, Guevara: alle mit Bart. Die sollten sich mal zu einer Bart-Weltmeisterschaft treffen.
Contra: Der Mann trägt seinen Bart, um sein wenig schönes Gesicht zu verbergen, sich selbst dafür mit Läusen zu strafen und seine Nahrung mit eigenen Barthaaren anzureichern. Das schrieb schon der römische König Julius in seinem satirischen Essay "Mispogon" ("Barthasser"). Offensichtlich haben Männer weltweit seit dem Jahre 331 nicht allzu viel dazu gelernt. Beim Bart-Wettbewerb dürfen sich Männer auf urtümliche Weise im testosteron-gesteuerten Kampf Mann gegen Mann beweisen. Kriterien wie "Pflege" und "Drei-Wetter-Taft-Volumen" dienen da nur als Tarnung.
Obwohl es doch beruhigend sein muss, dass Männer immerhin auf einem Feld den Frauen überlegen sind. Und das gar - welch Schmeichelung der teutonischen Eitelkeit - beim englischen Oberlippenbart.