„Wetten, dass. . ?“ ganz klassisch

Schlechte Quoten für das ZDF und den Lobhudler Markus Lanz.

Düsseldorf. Es gab keine Eiswürfel in der Hose eines Schauspielers und auch keine Tiermützen auf dem Kopf eines Stars, sogar die Momente des Fremdschämens waren reduziert — trotzdem sahen am Samstagabend im ZDF nur 6,85 Millionen Menschen die erste „Wetten, dass. . ?“-Sendung nach der Sommerpause und nach der peinlichen Mallorca-Ausgabe. Fairerweise kann man das nicht Markus Lanz allein ankreiden. Seine Konkurrenz war schlichtweg zu hart: RTL zeigte zeitgleich, wie Schwergewichts-Boxer Wladimir Klitschko in Moskau seinen WM-Titel verteidigte. Das lockte elf Millionen Menschen vor den Bildschirm.

Nach der heftigen Kritik gelobte Markus Lanz Besserung: Die ersten Worte an die Zuschauer sollten eine Entschuldigung sein, waren aber eher eine Rechtfertigung. „Es gibt etwas im deutschen Fernsehen, was einmalig ist: Diese Liebesbeziehung zwischen Ihnen, dem Publikum zu Hause, und dieser Sendung“, sagte er. „Und wie das so ist in einer 30-jährigen Ehe: Da kracht es auch schonmal.“ Er habe zuletzt aber mehr an Mord als an Scheidung gedacht. Aha.

Wie alles besser werden sollte? Mit dem Motto: zurück zu den Wurzeln, ein klassisches „Wetten, dass. . ?“. Keine Assistentin, keine Lanz-Challenge, kein sich ständig drehendes Sofa, und die Gäste kamen auch wieder nacheinander — und mussten nicht die ganze Sendung ausharren. Auf die Couch kamen weniger Privatfernseh-Promis, dafür mehr US-Stars wie Cher, Sylvester Stallone und Harrison Ford, der zeitweise etwas irritiert dreinschaute — als er sich mit einem Regenschirm vor dem geworfenen Ei eines Wettkandidaten schützen sollte oder als Schlagerstar Helene Fischer ihm wiederholt ans Knie fasste, ganz à la Thomas Gottschalk.

Nicht nur in diesem Moment wünschte sich wohl so manch ein Zuschauer den ehemaligen Moderator zurück. Lanz ist zwar viel besser auf seine Gäste vorbereitet, als es Gottschalk je war, ein leichtes Gespräch kommt trotzdem schwer zustande.

Eher unangenehm war die Frage an Cher, ob sie mal etwas mit Jimi Hendrix hatte. Immerhin konnte er Ford entlocken, dass es einen neuen Indiana-Jones-Film geben soll. Das fand Lanz natürlich „spektakulär“ — wie eigentlich alles an dem Abend: Anja Klings Overall, die Kinderwette, bei der Paula (12) über Lippenpflegestifte balancierte, Vater und Tochter, die mit einer Walze Bierflaschen öffneten, und Schauspielerin Ruth Maria Kubitschek nannte Lanz „sensationell“ oder „einen Traum“. Diese anbiedernde Art, die Lanz seit der ersten Sendung praktiziert, ist das Störendste. Lanz hat sich gesteigert, aber das Vermeiden von Peinlichkeiten ist noch keine gute Leistung.