Düsseldorfer suchen ihr Glück auf einem Turm in Kanada

Viele träumen von der eigenen Immobilie. Heidi und Konrad haben eine gefunden — 138 Meter hoch und weit von zu Hause.

Gananoque/Düsseldorf. Vor der höchsten Erhebung von Thousand Islands weht die deutsche Fahne. Dass in der schönen Grenzregion am Sankt-Lorenz-Strom mit den „Tausend Inseln“ die Fahnen der USA und Kanadas wehen, ist klar. Aber Germany? Der Grund: Die Erhebung ist ein 138 Meter hoher Aussichtsturm, der seit 50 Jahren jedes Jahr Zehntausende Touristen anlockt. Gekauft haben das „Skydeck“ im April zwei wagemutige Düsseldorfer.

„Irgendwie wollten wir immer auswandern“, erzählt Heidi Linckh über sich und ihren Mann Konrad. Die Bäckerstochter hat in den 1990ern ihre Diplomarbeit als Tourismuskauffrau über die Reisebranche und das Internet geschrieben. Dann entwarf sie jeden Tag Reisen zum Nordkap oder nach Ungarn, verließ aber nie das Büro. „Als ich sagte, ich muss raus, sagte mein Mann nur: „Ich komme mit!“ Weil wir 2006 in Kanada geheiratet hatten, war auch das Ziel klar: Nordamerika!“

Kanada erteilte erst nach fünf Jahren eine Arbeitserlaubnis — doch Arbeit gab es zunächst nicht. Der Ingenieur bastelte für die Universität schließlich Versuchsanordnungen aus Holz, die studierte Reisekauffrau spülte Teller und verkaufte deutsche Plätzchen. Eines Tages lieferte sie Gebäck für chinesische Investoren, die sich das Skydeck anschauten. Natürlich kannte sie den Turm, direkt an der Grenze zu den USA. Aber 2,5 Millionen Dollar? „Ich habe mir als Betriebswirtschaftlerin die Zahlen angeschaut und gesagt, dass das nicht funktioniere.“ Der 84 Jahre alte Eigentümer wollte nicht handeln. „Bis wir uns trafen. Dann waren wir ihm doch lieber als irgendwelche Investoren und er verkaufte.“ Am 15. April 2013 wurde der Vertrag unterschrieben — am 22. April eröffneten die beiden Düsseldorfer. Über den Kaufpreis sagen sie nichts.

Wie einen 50 Jahre alten Turm einschätzen? „Ich ging zu einem Architekturprofessor“, erzählt Konrad Linckh. Nach Stunden über den Plänen war er sich sicher, dass die fast einen halben Meter dicken Wände um die 164 Tonnen Stahl noch eine Weile halten. Ein Neffe der beiden lernte Aufzugsmechaniker, der musste eine Ferndiagnose geben. Die Aufzugsmaschine? Uralt. Die könne gar nicht mehr kaputtgehen. Den Rest müssen die beiden allein machen, inklusive des Einkaufs des Spielzeugs für den Souvenirshop.

Unterstützung kam von der örtlichen Presse, die mit viel Interesse verfolgte, was die beiden Deutschen da anstellen. Immerhin erhalten sie ein Wahrzeichen und ein paar Arbeitsplätze. Auch den von Denise. Die Kanadierin erklärt jeden Tag acht Stunden lang den Touristen, was sie sehen.

Konrad Linckh ist optimistisch, dass der Turm sie ernähren wird, schließlich könne man von oben die gesamte Region überblicken. Und Heidi verspricht: „Wenn Mönchengladbach Meister wird“, „dann wird da oben die Borussia-Fahne wehen“.