Brutale Attacke nach Streit in Bahn: Verdächtiger behauptet es war Notwehr

Nach einem Streit über zu laute Musik in der Straßenbahn wurde ein Mann am Freitagabend lebensgefährlich verletzt. Nun die überraschende Wende im Fall: Der Tatverdächtige gibt an, aus Notwehr gehandelt zu haben.

Düsseldorf. Ein 44-Jähriger wurde am späten Freitagabend gegen 23:30 Uhr an der Bahnhaltestelle An der Piwipp in Unterrath durch einen Schlag mit einem Kantholz schwer verletzt. Wie die Polizei mitteilte, liegt er im Koma und schwebt in akuter Lebensgefahr. Der mutmaßliche Täter hat sich inzwischen gestellt.

Der Geschädigte stieg gemeinsam mit seiner 52 Jahre alten Lebensgefährtin gegen 23:20 Uhr an der Haltestelle Unterrath S in die 707 Richtung Innenstadt, um zur Wohnung der Frau nach Flingern zu fahren. Kurz darauf, an der Haltestelle Eckener Straße, stiegen insgesamt zehn Personen ein, darunter der Täter und seine zwei Begleiter.

Wohl aufgrund von lauter Musik kam es zu einem verbalen Streit zwischen dem Geschädigten und der Gruppe. Als diese an der Haltestelle An der Piwipp ausstiegen, provozierten sie den 44-Jährigen, auch die Bahn zu verlassen.

Unmittelbar nach dem Verlassen der Bahn schlug der Täter mit einem massiven Vierkantholz gegen den Kopf des Opfers und flüchtete mit seinen Begleitern. Das Opfer fiel sofort zu Boden und erlitt schwere Kopfverletzungen. Nach der Erstversorgung durch die Lebensgefährtin und einen Zeugen musste er im Rettungswagen reanimiert werden, da er Erbrochenes eingeatmet hatte.

Die Polizei richtete eine Mordkommission ein und ermittelte wegen versuchter Tötung in Tateinheit mit schwerer und gefährlicher Körperverletzung, da der Geschädigte, falls er überlebt, wahrscheinlich dauerhaft schwerstbehindert sein wird.

Der Haupttatverdächtige und seine beiden Begleiter stellten sich am Samstagabend. Aufgrund der Berichterstattung hätten sie sich in einer Wache der Polizeiinspektion Nord gemeldet, teilte die Polizei am Abend mit. Sie befinden sich im Polizeipräsidium und wurden noch am Samstagabend von den Ermittlern der Mordkommission vernommen.

Die Jugendlichen schildern nach der Attacke in der Bahn, dass der 44-Jährige sie zuvor in der Bahn mit einem Ledergürtel mit massiver Schnalle immer wieder bedroht hatte. Sie hätten das Vierkantholz dann aufgehoben, weil sie Angst vor ihm hatten. Dass es zuvor schon in der Bahn lag, bestätigt der Fahrer.

Beim Aussteigen habe dann der Mann einen 17-Jährigen von hinten attackiert und mit dem Gürtel Richtung Kopf geschlagen. Der Jugendliche habe sich daraufhin umgedreht und sich mit zwei Schlägen mit dem Vierkantholz zur Wehr gesetzt. Staatsanwalt Christoph Kumpa sagt dazu: "Wir können eine Notwehrsituation nicht widerlegen."

Die drei Jungen wurden wieder auf freien Fuß gesetzt. Der Verletzte schwebt nach wie vor in akuter Lebensgefahr.

Die Ermittler suchen weiter dringend unabhängige Zeugen: Tel. 8700.