Anwohner beschweren sich - „Jede Minute ein Fluglärmereignis“

Siegfried Küsel vom Bürgerverein Lohausen über den Wachstumskurs des Flughafens, Lärm und die Rolle der Politik.

Herr Küsel, was ist so falsch daran, dass der Flughafen seine Kapazitäten auch ausschöpfen möchte?

Küsel: Aus Sicht des Flughafens ist der Vorstoß verständlich — für die Anwohner hat er aber unerträgliche Folgen. Düsseldorf hat nun ’mal einen Stadtflughafen, da kann man die Belästigung nicht immer weiter ausdehnen. Sehen Sie, ich erinnere mich noch an Zeiten, da gab es 71 000 Starts und Landungen in den sechs verkehrsreichsten Monaten, und Land und Stadt sagten: Dabei muss es jetzt aber wirklich bleiben. Und jetzt sind wir bei 131 000 Flugbewegungen und auch das soll nicht reichen.

Es soll doch nur in einigen Stunden am Tage mehr Starts und Landungen geben.

Küsel: Der Stundeneckwert soll von maximal 45 auf 60 Flugbewegungen steigen. Stellen Sie sich bitte vor, was das heißt: jede Minute ein Lärmereignis.

Mit Verlaub: Viele Menschen in südlichen Stadtteilen haben auch permanenten Lärm durch Lkws und Straßenbahnen vor der Haustür.

Küsel: Natürlich leiden auch andere Düsseldorfer unter Lärm. Ich lade aber alle, die von der Idylle im Norden sprechen, einmal ein, hier vor Ort zu schauen und zu hören, was passiert. Derzeit beschweren sich ja sogar Bewohner im Süden, etwa in Benrath, über Fluglärm, weil Jets vereinzelt über alternative Flugrouten fliegen. Die Leute dort haben recht — aber im Vergleich zu dem, was wir hier im Norden erleiden, ist deren Fluglärmproblem schlicht lächerlich. Hinzu kommt am Flughafen übrigens noch reichlich Bodenlärm — vom Gepäckwagen bis zur nächtlichen Reinigung der Flugzeuge. Ganz zu schweigen von der immensen Luft- und Umweltverschmutzung.

Akzeptieren Sie, dass ein starker Flughafen für Düsseldorf sehr wichtig ist?

Küsel: Grundsätzlich ja, doch das bringt uns nicht weiter. Als Stadtflughafen wird er keinesfalls so wachsen können, wie es vielleicht wirtschaftlich möglich wäre. München hat es richtig gemacht und ist aus Riem weit hinaus ins Erdinger Moos gezogen. Dort kann man richtig wachsen. In NRW hingegen verschläft man diese Entwicklung.

Sind Sie enttäuscht vom Stadtrat und von OB Elbers?

Küsel: Das kann man wohl sagen. Mit Ausnahme von den Politikern, die hier vor Ort wirken, kann man alle vergessen. Das Umweltamt etwa verschläft alle Probleme konsequent — vom Lärm bis zum PFT im Grundwasser. Und ob OB oder sämtliche Parteien — ernsthaft macht keiner etwas für die betroffenen Bürger. Dabei müsste die Politik dem Flughafen Grenzen setzen. Allerdings spüren wir, dass die Kommunalwahl näher rückt, verbal werden da einige vorsichtiger — vorübergehend.

Das heißt: Sie klagen gegen die neue Betriebsgenehmigung?

Küsel: Aber natürlich. Die Klage werden wir als Verein einreichen. Und wir sind sehr gut vernetzt mit Anwohnern und Fluglärm-Gegnern im gesamten Umland von Düsseldorf.