Großübung mit Pyrotechnik und Schauspielern Wie am Flughafen Düsseldorf der Ernstfall geprobt wird

Düsseldorf · Mehr als 430 Menschen haben am Airport in Düsseldorf an einer Unfallübung teilgenommen und unter realitätsnahen Bedingungen trainiert. Angelehnt war das Ereignis an ein Unglück in Tokio im vergangenen Jahr.

Die durch Pyrotechnik ausgelösten Flammen waren durch die Flughafenfeuerwehr binnen Minuten gelöscht.

Foto: Wolfgang Harste

Zuerst ertönt eine laute Hupe. Dann geht alles ganz schnell: Flammen schießen auf dem Rollfeld des Düsseldorfer Flughafens in die Höhe. Große Löschfahrzeuge rücken mit Blaulicht an und später kommt sogar ein Rettungshubschrauber zum Einsatz. Unter möglichst realitätsnahen Bedingungen haben Mitarbeiter des Airports und der Feuerwehr am Samstag für den Ernstfall trainiert.

Getestet werden sollte das Zusammenspiel aller beteiligten Stellen, erklärte Holger Roßlan. Der Leiter für Notfall- und Safety-Management am Flughafen hatte am Vormittag das hupende Startsignal für die Unfallübung „Victor 2025“ gegeben. Etwa 430 Menschen waren daran beteiligt. Unter anderem übernahmen freiwillige Darsteller die Rollen von Crews, Angehörigen und teils verletzten, mit Kunstblut geschminkten Passagieren. „Die Vorbereitungen für so eine Übung dauern sechs bis acht Monate“, sagte Roßlan.

Nachgespielt wurde ein fiktives Szenario. Demnach befand sich ein Airbus der imaginären Fluggesellschaft „DüsselAir“ auf seinem Landeanflug auf die Nordbahn des Flughafens. Zeitgleich rollte allerdings ein kleineres Privatflugzeug zur Startposition. Die beiden Maschinen kollidierten.

„Angelehnt ist das Ereignis an ein Unglück in Tokio im vergangenen Jahr“, sagte Ludger Beitelsmann, Brandoberinspektor bei der Düsseldorfer Flughafenfeuerwehr. Bei dem Unfall stießen im Januar 2024 ein Airbus und ein Flugzeug der japanischen Küstenwache zusammen. In letzterer Maschine überlebte nur einer von insgesamt sechs Insassen.

Einen solchen Ernstfall hat Marc Hasenbein zum Glück nicht miterlebt. Bei der Übung am Samstag musste der Pilot aber Gelerntes abrufen und die Situation genau analysieren, wie er erklärte. „Wichtig ist es, ruhig zu bleiben“, sagte er. Der Flugzeugführer spielte den Kapitän des verunglückten Airbus, das große Flugzeug wurde dabei von der Airline Eurowings zur Verfügung gestellt. Zwar habe er selbstverständlich vorher über die Übung Bescheid gewusst, so Hasenbein. Das genaue Szenario sei ihm aber bis zuletzt nicht bekannt gewesen.

Flughafenfeuerwehr löschte
den Brand binnen Minuten

Ein Notfallszenario unter realitätsnahen Bedingungen muss an internationalen Verkehrsflughäfen alle zwei Jahre geprobt werden. Die Übungen folgen den Vorgaben der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) und der European Union Aviation Safety Agency (EASA). Sinn und Zweck sei es, den Gefahrenabwehrplan zu überprüfen, betonte Beitelsmann. Zu den Zielen des Trainings gehörte demnach unter anderem die Überprüfung der Alarmierungswege und technischen Einsatzmittel. Aber auch die medizinische Versorgung, die Betreuung von Patienten und Angehörigen sowie das Krisenmanagement sollten geübt werden.

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„Victor 2025“ spielte sich deshalb auch nicht nur auf dem Rollfeld ab. Beispielsweise sei ein Gate für „verletzte“ Passagiere hergerichtet worden, erklärte Roßlan. Außerdem wurde in einer Feuerwache ein fiktives Krankenhaus aufgebaut. Dorthin flog auch ein Rettungshubschrauber, der zwischenzeitlich auf der nördlichen Bahn gelandet war. Erstmals sei ein solcher Hubschrauber bei der Flugunfallübung im Einsatz gewesen, sagte Beitelsmann.

Die durch Pyrotechnik ausgelösten Flammen am Vormittag waren übrigens durch die Flughafenfeuerwehr binnen Minuten gelöscht. Die Rettungskräfte rückten zunächst mit sogenannten Flugfeldlöschfahrzeugen aus. Diese fassen jeweils 12.000 Liter Wasser und haben einen weiteren Tank für Löschschaum. Später kamen außerdem zahlreiche Kräfte der Berufsfeuerwehr zur Übung hinzu.

Am Düsseldorfer Aiport selbst gibt es insgesamt zwei Feuerwachen. „Es muss sichergestellt sein, dass die Einsatzkräfte in maximal drei Minuten am Unfallort sind“, sagte Beitelsmann. Bei der Flugunfallübung am Samstag ist das gelungen. Die Ergebnisse der Übung werden jetzt ausgewertet. Mindestens zwei Nachbesprechungen sind eingeplant, erklärte der Brandoberinspektor.

(mbo dtm)