Integration durch Sport „Wie ein Spiegel der Gesellschaft“

Mit Hilfe von Sport und Spiel sollen Flüchtlinge besser integriert werden. Dabei hilft die Hochdahlerin Gabriela Klosa.

Foto: Klosa

Hochdahl. Integration ist ihr Lebensthema. Als 18-Jährige kam Gabriela Klosa (kl. Foto) 1987 mit ihrer Familie aus Polen nach Deutschland — und wurde heimisch. Seit vielen Jahren gibt die Diplom-Sozial-Pädagogin diese positive Erfahrung weiter, indem sie als Leiterin des Kinder- und Jugendzentrums des TSV Hochdahl Integrationsarbeit durch Sport leistet. „Eigentlich wollte ich nur zwei Jahre in Hochdahl bleiben, aber der Sport hat so viele faszinierende Facetten“, schwärmt sie.

Sport bringt die Menschen zusammen - der Landessportbund NRW fördert Sportvereine, die das gezielt mit Flüchtlingen machen.

Ihr Verein nimmt am Programm des Landessportbundes (LSB) „Sport für Flüchtlinge in NRW“ teil — eine Antwort auf die steigenden Asylbewerberzahlen: 500 Euro gibt es, wenn Sportvereine „auf Flüchtlinge zugehen und sie in bestehende Angebote einbinden oder ihnen neue, niederschwellige Schnupperangebote unterbreiten“, wirbt der LSB.

„Wir hätten auch ohne das Geld weitergemacht“, betont die 45 Jahre alte Pädagogin, aber es hat unsere Arbeit natürlich erleichtert. Nun können Flüchtlinge direkt und kostenlos in den unterschiedlichen Vereinsgruppen mitmachen — ganz ohne Formulare und Gebühren. „Das ist ein wichtiges Signal.“ Außerdem gehen die Sportbewegten ins Flüchtlingsheim, werben für die verschiedenen Sportangebote und suchen das Gespräch.

Während die Jungs schnell erreicht werden können, halten sich die Mädchen ihrer Herkunftskultur wegen eher zurück. Mit einem offenen Spielangebot versuchen die Engagierten Hemmungen abzubauen, wollen sie für die Tanzgruppe des Jugendzentrums gewinnen. So wird extra ein Bustransfer eingerichtet.

Dabei spielen die Eltern eine wichtige Rolle. Sie werden ganz bewusst einbezogen, um Vertrauen aufzubauen. So gab es kurz vor den Ferien ein Vater-Kind-Turnen und soll nach den Ferien mit Hilfe der Gleichstellungsstelle ein Bewegungsangebot für Frauen folgen — „wir haben sie schon informiert und sind auf Interesse gestoßen“. Das lokale Netzwerk, die kurzen Wege sind bei allen Aktivitäten wichtig — vom Hausmeister des Heims über den Arabisch sprechenden Übungsleiter aus Ägypten bis zum Nachbarn, der Bälle vorbeibringt.

Über den Sport die Menschen willkommen heißen, ist Klosa wichtig: „Es geht ja um Anerkennung. Wir sind ein Spiegel der Gesellschaft, wollen Klischees abbauen, Menschen zusammenführen. Davon profitieren beide Seiten.“

Sie selbst hat das in ihrem Leben oft erlebt. Zum Beispiel damals, als sie neu war in Deutschland und einen Sprachkurs in Kaiserswerth besuchte. „Ich habe immer positive Erfahrungen gemacht, habe das Zusammenleben von Menschen mit verschiedenen Nationalitäten als Bereicherung empfunden.“ Eine prägende Zeit für Studium und Beruf.

Bei Fritz Hoppe, dem langjährigen Vorsitzenden des TSV Hochdahl, fand sie einen Menschen, der ihre Visionen teilte und sie unterstützte. 2003 wurde der TSV Hochdahl vom LSB zum Stützpunktverein „Integration durch Sport“ ernannt, 2009 folgte der Sieg im landesweiten Wettbewerb „Der integrative Sportverein“.

Das Jugendzentrum liegt in einer international geprägten Gegend, Schmelztiegel der Kulturen. Dort treffen Marokkaner, Türken, Spätaussiedler, Flüchtlinge aus Bangladesch, Iran, Kosovo oder Syrien aufeinander. Der Sport, sagt Klosa, kann viel leisten: „Die Menschen lernen Respekt, Regeln, lernen zu verlieren und zu gewinnen. Es ist wichtig, dass man etwas zusammen macht.“

So wie der aus Syrien geflohene Mann, der rasch Arbeit fand, aber in Sorge um seine Familie krank wurde. Der Enddreißiger nahm am Wirbelsäulensport teil. Mittlerweile hat er seine Familie nachgeholt. „Jetzt kam er mit Brüdern und Kindern zum Tischtennisspielen. Seine Frau hiflt in der Grundschule.“ Integriert eben.