Auf hoher See und im Eis Wie Wissenschaftler Silvester feiern
Berlin (dpa) - Experimente und Tabellen statt Bleigießen und Fondue: Viele Forscher verbringen den Jahreswechsel an ihrem Arbeitsplatz - in 400 Kilometern Höhe zum Beispiel oder bei garantiert strahlendem Sonnenschein in der Antarktis.
Drei Beispiele:
Forschungsschiff „Meteor“: Klimaforscher Martin Visbeck (53) verbringt den Jahreswechsel auf hoher See. Mit 23 anderen Forschern und einer gut 30-köpfigen Besatzung lässt er die Korken auf dem deutschen Forschungsschiff „Meteor“ knallen. „Wir werden wohl rund 800 Kilometer nördlich der Falklandinseln sein“, schätzt Visbeck.
Bei gutem Wetter wird draußen auf dem Arbeitsdeck gefeiert: Der Koch holt den Grill raus, der Kapitän - früher Mitglied einer Unterhaltungsband - singt Schlager und Rock-Klassiker. „Dann wird schon auch gefeiert.“ Allerdings, so Visbeck, sei ein Boot eine wackelige Sache. „Da will man keine betrunkenen Leute haben.“ Die Forscher betreiben auf ihrem Weg von Kapstadt bis zu den Falklandinseln unter anderem Klimaforschung und entnehmen Wasserproben, um die Verschmutzung der Meere mit Plastik zu erfassen.
Neumayer-Station III: Anstoßen bei strahlendem Sonnenschein - in der Antarktis ganz normal. Die Ingenieurin Stefanie Bähler (37) verbringt den Jahreswechsel in der Forschungsstation Neumeyer III des Alfred-Wegener-Instituts auf dem Ekström-Schelfeis im atlantischen Sektor der Antarktis. Seit Dezember 2015 ist sie dort für die Technik zuständig. Und Silvester?
„Letztes Jahr sind wir um Mitternacht mit Sonnencreme und Sonnenbrille rausgegangen - das ist schon ein spezielles Erlebnis“, sagt Bähler. Gegrillt wurde auch. Grundsätzlich gilt jedoch: „Es ist ein Arbeitsumfeld.“ Weihnachten und Silvester sei die geschäftigste Zeit des Jahres. Flugverkehr zur Station sei nur im antarktischen Sommer - also zwischen Ende Oktober und Februar - möglich. „Die Zeit muss natürlich genutzt werden.“
Internationale Raumstation (ISS): Gleich 15 Mal überquert die Internationale Raumstation (ISS) in der Silvesternacht die Datumsgrenze - für die Besatzung heißt es aber meist nur dreimal „Prost Neujahr“. In der Vergangenheit stieß die Crew „nur“ an, wenn es im russischen Kontrollzentrum Koroljow, im Hauptquartier der US-Raumfahrtbehörde Nasa in Houston und nach Greenwich-Zeit Mitternacht wurde.
Auf Sekt müssen die Raumfahrer zumindest offiziell verzichten: Auf dem Außenposten der Menschheit in rund 400 Kilometer Höhe ist Alkohol verboten. Delikat wird es dennoch: Der Franzose Thomas Pesquet, der im November mit zwei anderen Astronauten zur Raumstation gebracht wurde, brachte traditionelles französisches Essen von einem Pariser Sternekoch mit, das er an Neujahr zubereiten will. Als bisher einziger Deutscher feierte Thomas Reiter einen Jahreswechsel im All: 1995/96 auf der damaligen Raumstation Mir.