Wien trifft sich zum Kaffee jetzt im Kulturerbe

Die Unesco hat die Trink-Kultur der Österreicher als schützenswert eingestuft.

Wien. Der Duft gerösteter Kaffeebohnen, die Marmortische, die Logen im Stil des Historismus der 19. Jahrhundertwende: Kaffeehäuser sind ein Ort, in dem Zeit und Raum konsumiert werden, aber nur der Kaffee auf der Rechnung steht. So beschreibt die Unesco-Kommission die berühmten Wiener Cafés, die jetzt zum nationalen Kulturerbe ernannt wurden. Seit 2003 zeichnet die Organisation Unesco nicht nur Denkmäler und Kulturlandschaften aus, sondern ernennt auch immaterielle Phänomene wie Traditionen, Feste und Ausdrucksformen zum Kulturerbe.

Als Geburtsstunde der Wiener Kaffeehauskultur gilt das Jahr 1683. Der Wiener Georg Franz Kolschitzky soll laut Überlieferung als erster die Erlaubnis zum Kaffeeausschank bekommen haben. Die Bohnen hatte er laut Legende von den Türken, die zu dieser Zeit Wien belagerten.

Um 1815 erlebte das Kaffeehaus eine Blütezeit. Wer etwas auf sich hielt, nahm unter pompösen Leuchtern auf rot-samtigen Sitzbezügen. Um 1900 machten junge Schriftsteller und Maler das Kaffeehaus zum kulturen Inn-Treffpunkt.

In den 70er Jahren schmeckte den Wienern der stilechte Keks zum Kaffee plötzlich nicht mehr. Das Café galt als veraltet, das Fernsehen krempelte das Freizeitverhalten um. Die Renaissance kam in Zeiten des mobilen Internets. Wo früher der Notizblock neben der Tasse seinen Platz hatte, steht heute der Laptop.