Winterwetter lähmt Europa
Paris/London/Brüssel. Ergiebige Schneefälle haben am Freitag den Verkehr in großen Teilen Frankreichs behindert. Die von Norden kommende "Schneewalze" erreichte die Mittelmeerküste, wo sie bei Marseille in Regen überging.
Mehrere Autobahnen wurden gesperrt.
Der Schwerverkehr wurde untersagt. Örtlich wurden Schulen geschlossen, weil die Schulbusse nicht fahren konnten.
Der Wetterdienst Météo France gab für den Osten Frankreichs und die Pyrenäen Schneewarnungen heraus. Nur langsam floss der Verkehr auch in der Bretagne und der Normandie. In Paris war der S-Bahn-Verkehr teilweise gestört
Der Winter brachte auch den Bahnverkehr unter dem Ärmelkanal teilweise zum Erliegen. Eurostar strich wegen des harten Winterwetters in England alle frühen und späten Züge zwischen London und Paris beziehungsweise Brüssel. Die übrigen Züge hatten teils mehrstündige Verspätung. Am Donnerstag war ein Zug wegen eines Fehlers der Signaltechnik im Tunnel liegengeblieben.
Großbritannien hat derweil unter den kältesten Temperaturen des bisherigen Winters gezittert. In den schottischen Highlands froren die Menschen in der Nacht zu Freitag bei bis zu minus 21,6 Grad, teilte der Wetterdienst mit.
In anderen Landesteilen sanken die Werte auch auf arktische Temperaturen, was Straßen weiter zu Rutschbahnen machte, den Bahn- sowie den Flugverkehr unter anderem auch in London Gatwick, Heathrow und Stansted behinderte. Auch das Streusalz wurde in manchen Gegenden knapp.
Die Zahl der Menschen, die vermutlich aufgrund des Wintereinbruchs seit der Vorweihnachtszeit umgekommen sind, stieg auf 22, nachdem ein Mann am Donnerstag in der Grafschaft Surrey tot in einem gefrorenen See gefunden wurde.
Tausende Schulen meldeten weiterhin schulfrei. Damit haben zahlreiche Kinder schon eine Woche verlängerte Weihnachtsferien, was mancherorts mittlerweile auch zu Kritik führte.
Außerdem wurde das Gas wegen der Rekordnachfrage knapp: Fast 100 größeren Firmen wurde am Donnerstag die Zufuhr gekürzt, teilte der Netzbetreiber National Grid mit. Die Firmen mussten auf andere Energien wie Kohle oder Öl umstellen.
Und es ist kein Ende in Sicht für den kältesten Winter seit 30 Jahren: Am Freitag sollte es im ganzen Land weiter Minustemperaturen geben, auch rüstete sich der Osten Englands wieder für neuen Schnee. Auch kommende Woche soll es nach Angaben von Meteorologen bitterkalt bleiben.
In Belgien haben rund 1000 Reisende in der Nacht zu Freitag bei Dunkelheit und eisigen Temperaturen stundenlang in einem liegengebliebenen Zug ausharren müssen. Grund für die Panne am späten Donnerstagabend war eine abgerissene Oberleitung auf der Strecke zwischen Brüssel und Gent, wie die belgische Nachrichtenagentur Belga am Freitag berichtete.
Weil auch in den Waggons der Strom ausfiel, saßen die Passagiere rund zwei Stunden in völliger Dunkelheit. Der Zivilschutz versorgte sie mit Decken und heißen Getränken. Später konnten die Reisenden in einen von einer Diesellok gezogenen Ersatzzug umsteigen.
Pendler litten noch im Berufsverkehr am Freitagmorgen unter Verspätungen. Bis spätestens Montag soll die Bahnstrecke komplett repariert sein.