Wir sind Weltmeister: Sport inspiriert die Männermode 2014
Mailand/Paris (dpa) - Der wichtigste Modetrend für den Mann im WM-Jahr 2014 kommt nicht vom Laufsteg. Doch ein Fußballtrikot alleine macht noch keine volle Sommergarderobe - die entwerfen weiter die Mode-Designer.
Nichts weckt so sehr den Modekritiker im Mann wie das Design des Trikots seiner Fußballnationalmannschaft. Vor allem in einem WM-Jahr. Ein solches steht 2014 an, und die Deutschen als „weißes Ballett“ auflaufen zu sehen, erhitzte bereits im Vorfeld die Gemüter der Fans. Für ihre eigene Garderobe müssen sie nicht einmal das Thema wechseln. Denn auch in der neuen Männermode steckt viel Sport.
Kritik hin oder her, im Sommer wird das weiße Leibchen mit dem Brustbalken aus drei Rottönen das Straßenbild prägen wie kein anderes Kleidungsstück. Zur vergangenen WM, 2010 in Südafrika, verkaufte Ausrüster Adidas rund 1,2 Millionen Deutschland-Trikots für den Einsatz außerhalb des Stadions. Dabei gilt für die Männer bei ihrem eigenen modischen Auftritt im Frühjahr und Sommer 2014 nicht nur Fußball als Maßstab: Sport insgesamt ist in.
Techno-Details, funktionale Elemente, klare Formen und Farben in geometrischer Block-Anordnung, damit zeigt der Mann, dass er aktiv und dynamisch wirken möchte. Vor allem aber richtet er den Blick in die Zukunft, denn Retro ist passé. Von Gucci zum Beispiel erhalten Männer füllige Parkas, Schlupfblousons und coole Reiterhosen.
Bei Salvatore Ferragamo werden sie Strickpullis mit übergroßen Ziffern finden, und bei Calvin Klein wird der Kunde in Neopren gesteckt. Der Turnbeutel mit Kordelzug, den Burberry Prorsum als Accessoire vorschlägt, ist für die meisten dann womöglich eine Spur zu kühn gedacht.
Vielleicht aber unterschätzt man hier auch die deutschen Männer. Schließlich besagt die 2013 veröffentlichte „Spiegel-Studie Outfit 8.0“, dass für 84 Prozent von ihnen Bekleidung einen hohen Stellenwert hat. Das ist ein sattes Plus gegenüber 2011. „Der neue Mann“, wie darauf die Fachzeitschrift „TextilWirtschaft“ titelte, ist offen für Mode und wird immer experimentierfreudiger, was seine Kleidung betrifft.
Also warum nicht mal Grün statt des allerdings nach wie vor präsenten Blaus? So lassen sich frische Akzente setzen. Zumal dem Blau kaum noch neue Nuancen abzuringen sind, zu lange dauert seine Dominanz nun schon. Moos- oder Petroltöne, etwa bei Lanvin in Paris, Oliv von Ermanno Scervino aus Mailand - das sind männliche Grün-Schattierungen.
Vom Grün ist es nicht weit in den Dschungel. Und dort lässt sich ein weiteres, wichtiges Thema der Männermode verorten. Florale, exotische Drucke und mystische Ornamente erinnern an tropische Paradiese. Man kann derartige Hemden dezent unter dem Sakko platzieren, wie es etwa Prada tut. Oder aber die Blüten sprießen auf der gesamten Garderobe, was zum Beispiel Dries van Noten vorschwebt.
Dsquared2 bauten gleich ihren ganzen Laufsteg als Dschungel auf und ließen im tropischen Bühnenbild Männer in wadenlangen Hosen, mit fantasievoll bedruckten T-Shirts oder in Kombinationen mit abstrakten Palmen-Motiven auftreten. Auf Mustern, die stilisierten Wellen ähneln, surft hingegen Kenzo in das Modejahr 2014.
Wem das alles eine Spur zu brav ist, darf sich auch auf härteren Stoff freuen. Diesen bietet etwa das französische Haus Saint Laurent an. Dort rockt Hedi Slimane mit viel Leder, Glanz und seinen kompromisslos schlanken Silhouetten. Das ist zwar nicht neu, aber konsequent. Slimane, seinerzeit noch für Christian Dior, hatte die schmale Passform vor einigen Jahren neu erfunden. Inzwischen hat sie sich auch im Massenmarkt etabliert. Wer „slim fit“-Kleidung tragen will, sollte Sport allerdings nicht nur gucken, sondern möglichst auch selbst treiben.