„Coole“ Kinder tun sich als Mobbing-Opfer schwerer
Berlin/Urbana-Champaign (dpa) - Wie Schulkinder auf Mobbing reagieren, hängt unter anderem von ihrem Selbstbild und ihren sozialen Zielen ab. Das berichten US-Forscher im Fachmagazin „Child Development“.
Kinder, die vor allem cool sein wollen, tun sich schwer damit, Mobbing als Problem anzuerkennen und zu lösen. Sie sinnen eher auf Rache. Solche, denen es mehr darum geht, stabile Beziehungen aufzubauen, suchen konstruktiv nach einer Lösung und leiden weniger unter der Schikane. Wenn Kinder lernten, ihre Fähigkeiten und Beziehungen zu entwickeln, statt nur beliebt sein zu wollen, könne Mobbing an Schulen eingeschränkt werden, so die Forscher.
Das Team um Professor Karen Rudolph von der Universität Illinois in Urbana-Champaign befragte Schüler im Alter zwischen sieben und neun Jahren zu ihren Erfahrungen mit Mobbing. Sie sollten angeben, wie oft und in welcher Form sie bereits angegriffen worden sind und wie sie auf die Attacken ihrer Klassenkameraden reagierten. Auch ihre Lehrer wurden befragt und berichteten über die Reaktionen ihrer Schüler auf Mobbing, heißt es in dem Fachjournal (Bd. 82, Nr. 5).
Zusätzlich beantworteten die Kinder Fragen zu ihren sozialen Wünschen. Diese fielen in drei Kategorien: Die erste umfasste Bemühungen, soziale Fähigkeiten und stabile Beziehungen zu entwickeln, etwa ein guter Freund zu sein. In die zweite wurden Wünsche eingeordnet, anerkannt zu sein und ein hohes Ansehen zu genießen, etwa coole Freunde zu haben. In die dritte Kategorie fielen Ziele wie negative Urteile zu vermeiden, etwa als „Verlierer“ angesehen zu werden.
Schüler, die vor allem Wünsche der ersten Kategorie für sich formulierten, ließen sich durch Mobbing weniger aus der Ruhe bringen. Sie versuchten die Situation bedächtig und konstruktiv zu lösen. Kinder, die vor allem cool sein wollten, versuchten hingegen sich der Situation zu entziehen, indem sie leugneten, dass sie überhaupt stattgefunden hat. Sie taten zunächst nichts und sannen eher auf Rache. Diejenigen schließlich, die vor allem vermeiden wollen, als uncool zu gelten, versuchten den Konflikt zu ignorieren und möglicherweise so die Aufmerksamkeit von sich zu lenken.