Wissenschaftler: Einsatz der UN gegen Fettleibigkeit
London (dpa) - Regierungen weltweit müssen der Ausbreitung von Übergewicht und Fettleibigkeit mit radikalen Schritten entgegentreten. Das fordern Wissenschaftler der renommierten britischen Medizinzeitschrift „The Lancet“.
Die Vereinten Nationen müssten ähnlich wie im Fall des Tabakkonsums eine Rahmenkonvention zur Kontrolle von Fettleibigkeit verabschieden. Ohne die Führung von Regierungen sei die Epidemie des Übergewichts nicht mehr rückgängig zu machen, heißt es im Leitartikel des Journals.
Anstoß für die drastischen Forderungen liefern unter anderem neue Zahlen: Einer Studie der Universität im australischen Melbourne zufolge sind mittlerweile mehr als 1,5 Milliarden erwachsene Menschen auf der Welt übergewichtig. Hinzu kommen 500 Millionen Fettleibige sowie 170 Millionen Kinder, die entweder übergewichtig oder fettleibig sind. Während in Japan und China beispielsweise nur eine von 20 erwachsenen Frauen fettsüchtig sei, fiele in den USA eine von dreien in diese Kategorie.
In manchen Regionen wie etwa den USA oder dem Westen Australiens habe Fettleibigkeit mittlerweile das Rauchen als größte zu verhindernde Gesundheitsgefahr überholt, heißt es in dem Artikel. Mittlerweile seien auch Länder mit niedrigen oder mittleren Einkommen betroffen. Als fettleibig gilt, wer als Ergebnis der Body-Mass-Index-Formel „Gewicht durch Körpergröße in Metern zum Quadrat“ einen Wert von mehr als 30 erreicht.
Um der Ausbreitung von Fettleibigkeit Einhalt zu gebieten, müssten Regierungen unter anderem Zusatzsteuern auf ungesundes Essen und Trinken erheben, fordern Forscher der Harvard School of Public Health im US-amerikanischen Boston. Außerdem müsse ähnlich wie beim Rauchen die Werbung für ungesundes Essen kontrolliert werden, vor allem, um Kinder zu schützen, schreiben die Wissenschaftler in „The Lancet“. Bei einem Treffen der Vereinten Nationen im September müsse das Thema dringend behandelt werden.