Klimaphänomene beeinflussen Krieg in den Tropen
London (dpa) - In besonders warmen Jahren gibt es in bestimmten Tropenregionen doppelt so viele Bürgerkriege wie in kühleren Klimaphasen. Das zeigt eine statistische Analyse im britischen Fachjournal „Nature“.
US-Forscher verglichen darin die Zahl der Konflikte zwischen 1950 und 2004 mit dem Auftreten des warmen Klimaphänomens El Niño und dem kühlen Gegenpart La Niña. Es zeigte sich, dass in bestimmten Regionen während einer warmen El-Niño-Phase deutlich mehr Konflikte auftraten als in den kühlen La-Niña-Jahren.
Die Ergebnisse legten nahe, dass sich der globale Klimazyklus anscheinend auch auf die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen ganzer Länder auswirkt, schreibt das Team um Solomon Hsiang von der Columbia Universität in New York.
Das globale Klimaphänomen El Niño tritt alle drei bis sieben Jahre auf. Es lässt die Temperaturen steigen und den Niederschlag sinken. La Niña bewirkt das Gegenteil. Beide sind mit wechselnden Meeresströmungen im südöstlichen Pazifik gekoppelt.
Die Wissenschaftler teilten die untersuchten 175 Staaten in zwei Gruppen: Jene, die El-Niño-Effekte zu spüren bekommen, wie etwa Laos, Ghana und Australien, und solche, die von dem Klimaphänomen nicht betroffen sind, wie Afghanistan, Tunesien und Schweden. In der ersten Gruppe stieg das Risiko eines Bürgerkriegs von drei Prozent in La-Niña-Jahren auf sechs Prozent in El-Niño-Phasen. In der zweiten Gruppe änderte sich nichts.
Die Ursachen für diesen vermuteten Zusammenhang könnten Dürren, Missernten, Überschwemmungen und andere Folgen der Klimaphänomene sein, die die wirtschaftlichen Grundlagen vieler Länder beeinträchtigen und damit das soziale Konfliktpotenzial erhöhen, meinen die Forscher. Eine andere Möglichkeit sei, dass sich in klimatisch günstigen Jahren mehr Krieger der Landwirtschaft zuwenden. Insgesamt könnten die Klimaeffekte bei bis zu jedem fünften (21 Prozent) Bürgerkrieg weltweit eine Rolle gespielt haben.
Eine frühere Studie, die die Zahl der Kriege mit den lokalen Temperaturen verglichen hatte, ist umstritten. Das Team um Hsiang argumentiert, dass Kriegsursachen vermutlich eher in globalen Klimaphänomenen zu suchen seien, die auch die Beziehungen zwischen Ländern beeinflussen und nicht nur die Zustände in dem jeweiligen Land selbst.