ESA stellt neuen Wissenschaftssatelliten „Lisa Pathfinder“ vor
Ottobrunn (dpa) - Er soll neue Erkenntnisse über schwarze Löcher, kompakte Doppelsterne und andere exotische Himmelskörper liefern: Zwei Monate vor seinem Start ins All haben die Europäische Weltraumorganisation ESA und Airbus Defence and Space (ADS) ihren neuen Wissenschaftssatelliten „Lisa Pathfinder“ vorgestellt.
Der ESA-Direktor für Wissenschaft und robotische Exploration, Alvaro Gimenez, sprach am Dienstag auf einem Testgelände in Ottobrunn bei München von einer „aufregenden Mission“. Die Wissenschaftler wollen mit neuen Instrumenten und Technologien Gravitationswellen im Weltraum messbar machen. Diese Verzerrungen in der Raumzeitkrümmung seien zentral für das Verstehen des Universums, sagte Gimenez. „Es ist, als füge man einem Film den Ton hinzu.“
„Lisa Pathfinder“ wird in den kommenden Tagen vom Zentrum des Testdienstleisters IABG in Ottobrunn zu Europas Raumflughafen Kourou in Französisch-Guayana transportiert. Von dort soll der Satellit im November an Bord einer Vega-Trägerrakete ins All fliegen.
Planung, Bau und Test des Satelliten dauerten mehr als zehn Jahre; allein die ESA investierte rund 430 Millionen Euro in das Projekt. Hinzu kommen Ausgaben von Mitgliedsstaaten, Forschungseinrichtungen und den mehr als 40 beteiligten Unternehmen aus Europa und den USA. „Das ist wirklich ein europäisches Projekt“, sagte der stellvertretende Vorsitzende von ADS, Michael Menking.
Bereits Albert Einstein hatte vor rund 100 Jahren die Existenz von Gravitationswellen vorhergesagt. „Lisa Pathfinder“ soll nun zu ihrer Erforschung beitragen. ADS spricht von einem „Physiklabor im All“. Das Spannende sei, dass niemand vorhersagen könne, welche neuen Informationen die Messungen liefern werden, sagte ESA-Direktor Gimenez.
Der Satellit soll zunächst zwölf Monate lang auf seiner Umlaufbahn um einen Punkt in 1,5 Millionen Kilometern Entfernung zur Erde bleiben, eine Verlängerung um ein halbes Jahr ist möglich. Anschließend will die ESA eine größere Mission zur Beobachtung von Gravitationswellen schaffen. „Wir hoffen, wir können sie bald nach Auswertung der Ergebnisse starten“, sagte Gimenez.