Fehlalarm im All: ISS-Segment vorübergehend evakuiert

Moskau/Houston (dpa) - Nach dem Giftstoff-Alarm auf der Internationalen Raumstation ISS hat die US-Raumfahrtbehörde Nasa Entwarnung gegeben.

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Es sei nicht wie zunächst vermutet Ammoniak ausgetreten, teilte die Nasa mit. Der Fehlalarm sei wohl von einer Computerpanne ausgelöst worden. Die US-Astronauten seien wieder in das vorübergehend evakuierte US-Segment der ISS zurückgekehrt. „Die Astronauten sind in guter Verfassung und waren nie in Gefahr.“ Der Vorfall werde aber weiter untersucht.

Der russische Vizeregierungschef Dmitri Rogosin betonte bei einem Funkgespräch mit der ISS-Besatzung, die Raumfahrtbehörden Russlands und der USA stünden in engem Kontakt. Alle Seiten würden sich um eine Lösung der ungewöhnlichen Situation bemühen, sagte er der Agentur Tass zufolge in Moskau. Der Kosmonaut Alexander Samokutjajew meinte in dem Gespräch, die Lage an Bord der ISS sei „unter Kontrolle“.

Austritt von Ammoniak gilt - neben einem Brand und einem Druckabfall - als größte Gefahr für den Außenposten der Menschheit. Der gasförmige Stoff dient unter anderem zur Kühlung des Stromkreislaufs auf der ISS rund 400 Kilometer über der Erde. „Wir glauben, dass jetzt alles gut ist, aber wir haben noch einen langen Weg vor uns, bis wir alles wieder neu konfiguriert haben“, sagte Nasa-Manager Mike Suffredini.

Die US-Astronauten Barry Wilmore und Terry Virts hatten sich nach dem Alarm mit großer Eile und Sauerstoffmasken in den russischen Teil der ISS begeben. Die Luke zwischen den beiden Modulen wurde geschlossen. „Wir sind alle sicher, und uns geht es gut im russischen Segment“, twitterte die italienische Astronautin Samantha Cristoforetti kurz darauf. Die Räumung des US-Segments sei eine Vorsichtsmaßnahme gewesen, betonte Suffredini. „Für die Crew bestand nie ein Risiko.“ Der Raumfahrtbehörde Roskosmos in Moskau zufolge wurde der Alarm gegen 09.44 Uhr (MEZ) ausgelöst.

Derzeit arbeiten neben den beiden US-Amerikanern und der Italienerin noch drei Russen auf der ISS. Neben dem russischen und dem US-Segment gehören auch ein europäisches und ein japanisches Labor zur Raumstation

Man nehme den Zwischenfall sehr ernst, sagte Frank De Winne von der Europäischen Weltraumorganisation Esa. Bereits im Mai 2013 war ein Leck im Kühlsystem der ISS aufgetreten. Damals mussten zwei US-Astronauten ins All aussteigen, um das Loch bei einem Außeneinsatz abzudichten.

Der deutsche Astronaut Alexander Gerst sagte, die Situation auf der ISS führe hoffentlich nicht zu größeren Schwierigkeiten. Die Mannschaft sei auf solche Fälle vorbereitet. „Das wird im Training geübt“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Darmstadt. Die Hälfte der Übung sei Notfalltraining, berichtete der Geophysiker. Er hatte von Mai bis November 2014 in der Schwerelosigkeit geforscht.

Ersten Untersuchungen zufolge seien die wissenschaftlichen Experimente auf der ISS von dem Zwischenfall nicht gestört worden, sagte Nasa-Manager Suffredini. „Wir haben keine Forschung verloren. Allerdings müssen wir ein paar Sachen neu planen. Zum Beispiel hätten heute eigentlich die Fruchtfliegen gefüttert werden müssen, die wir für ein Experiment brauchen.“