Flughunde orientieren sich nach interner Landkarte
Tel Aviv (dpa) - Flughunde fliegen offensichtlich nach einer im Hirn gespeicherten Landkarte. Einige der untersuchten Tiere gelangen so jede Nacht bis zu einer 25 Kilometer entfernten bevorzugten Futterquelle, berichtet das Weizmann Institut in Rehovot (Israel).
Das Team um Nachum Ulanovsky hatte Nilflughunde mit nur zehn Gramm schweren GPS-Sendern ausgestattet. Die Flughunde flogen jede Nacht aus einer Höhle nahe der israelischen Stadt Beit Shemesh direkt immer zum selben Baum, der Früchte trug. Dabei erreichten sie Geschwindigkeiten von bis zu 60 Kilometern pro Stunde. Auf ihrem Weg passierten die Tiere Bäume derselben Art, die näher an ihrer Höhle standen. Und selbst als die Flughunde 44 Kilometer südlich von ihrer Höhle freigesetzt wurden, konnten sie diese oder ihren Lieblingsbaum finden. Daraus schließen die Forscher, dass die Nilflughunde sich nicht vorzugsweise nach dem Geruch richten. Vielmehr erfolge die Orientierung vermutlich nach verschiedenen Markierungspunkten wie Hügel oder Ortslichter.
Schließlich ließen die Forscher die Flughunde an einem großen Krater 84 Kilometer von der Heimat entfernt frei. Ergebnis: Tiere, die am Kraterrand losflogen, fanden gleich zu ihrer Höhle zurück. Die auf dem Kraterboden freigesetzten Flughunde „irrten ziemlich lange herum“ bevor sie aus dem Krater heraus zur Höhle fanden.
Dies bestätige die Einschätzung, dass Flughunde visuelle Information aus der Sicht eines Vogels benutzen, um ihre kognitive Landkarte über eine weite Fläche zusammenzustellen, schreibt das Weizmann Institut. Nach Auffassung der Forscher berechnen die Flughunde ihren Standort mit Hilfe verschiedener Landzeichen und Richtungswinkel.
Die Daten zeigten, dass die Navigationsfähigkeiten der Flughunde mit denen von Tauben konkurrieren können, heißt es weiter. Dies sei die erste Studie, die belege, dass Säugetiere wie Nilflughunde solche großen internen Karten nutzen. Das internationale Forscherteam präsentiert seine Arbeit in den aktuellen „Proceedings“ der Nationalen Akademie der Wissenschaften („PNAS“).