Forscher: Im Saturnmond Enceladus sprudelt heißes Wasser

Stuttgart/London (dpa) - Tief im Saturnmond Enceladus sprudeln heiße Quellen am Boden eines unterirdischen Ozeans. Das schließt zumindest ein internationales Forscherteam um Hsiang-Wen Hsu von der Universität von Colorado in Boulder aus der Analyse von Partikeln eines Saturnrings.

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Die Studie, die im britischen Fachblatt „Nature“ erscheint, ist der erste, allerdings indirekte Hinweis auf aktuelle hydrothermale Aktivität jenseits der Erde.

Der etwa 500 Kilometer große Enceladus ist von einem dicken Eispanzer bedeckt. Vor rund zehn Jahren entdeckte die Saturnsonde „Cassini“ Ausbrüche von Eisvulkanen am Südpol des Mondes. Die damalige Analyse zeigte, dass dort salzhaltige Eiskristalle ausgespien werden, was auf einen unterirdischen Ozean hindeutet. Schwerkraftmessungen zufolge liegt dieses Südpolarmeer unter einer 30 bis 40 Kilometer dicken Eisschicht und ist rund 10 Kilometer tief.

Die Eispartikel von Enceladus speisen einen eigenen Saturnring, den sogenannten E-Ring, wie die Beobachtungen gezeigt haben. Aus diesem Ring fing „Cassini“ unerwarteterweise Siliziumdioxid-Nanopartikel auf. Siliziumdioxid (SiO2) ist der Hauptbestandteil von Glas und bildet den Großteil des Sands auf der Erde. Laboruntersuchungen des Teams, zu dem auch Frank Postberg von der Universität Stuttgart zählt, zeigten, dass SiO2-Nanopartikel der beobachteten Größe nur unter relativ speziellen thermo-physikalischen Bedingungen entstehen.

An der Kontaktstelle zwischen Gestein und Wasser muss es dazu mindestens 90 Grad Celsius heiß sein, das Wasser muss mit einem pH-Wert von 8,5 bis 10,5 alkalischer sein als irdisches Meerwasser und sollte weniger als vier Prozent Salz enthalten. Das lässt auf Bedingungen schließen, wie sie ähnlich etwa im irdischen Hydrothermalfeld „Lost City“ im Atlantik herrschen. Diese „verlorene Stadt“ war erst Anfang des Jahrtausends entdeckt worden und gilt als Modell für mögliche aktive Hydrothermalsysteme auf vereisten Monden wie Enceladus, wie Gabriel Tobie von der Universität Nantes in einem „Nature“-Begleitkommentar schreibt.

In der in 800 Meter Tiefe liegenden „Lost City“ ragen bis zu 60 Meter hohe Schlote aus Kalkstein vom Atlantikboden auf, um die herum Forscher ein Ökosystem entdeckt haben, das in der alkalischen Lauge unabhängig vom Sonnenlicht existiert. Manche Forscher vermuten in solchen alkalischen Tiefsee-Thermalquellen sogar die Geburtsstätten der ersten lebenden Organismen auf der Erde, wie Tobie betont. Enceladus galt schon vor der neuen Analyse als heißer Kandidat für die Suche nach Spuren außerirdischen Lebens. Die Hinweise auf hydrothermale Aktivität könnten seine Attraktivität für Astrobiologen nun noch weiter erhöhen.