Genforscher sind manischer Depression auf der Spur

Jülich/Bonn (dpa) - Genforscher sind der manischen Depression auf der Spur. Sie identifizierten einen der ersten genetischen Faktoren, die das Risiko für die manisch-depressive Störung erhöhen.

Der Puzzlestein sei wichtig, um die Entstehung der Krankheit zu verstehen und sie besser zu behandeln, betonte am Freitag Prof. Sven Cichon von der Universität Bonn. Eine Variante des Gens Neurocan gehöre zu den genetischen Risikofaktoren für die Erkrankung, erläuterte er das Ergebnis einer Großstudie mit rund 43 000 Teilnehmern.

Ein internationales Forscherteam führte eine der bisher größten Untersuchungen zu der Störung unter Federführung von Wissenschaftlern aus Bonn, Mannheim und Jülich durch. Die Ergebnisse wurden in der Online-Ausgabe des Fachmagazins „Amerikan Journal of Human Genetics“ (Doi: 10.1016/j.ajhg.2011.01.017) veröffentlicht.

Die Wissenschaftler glichen systematisch genetische Varianten von 8500 Patienten und 35 000 Gesunden ab. Eine Variante des Gens Neurocan führe zu einem geringfügig höheren Risiko, an manischer Depression zu erkranken, sagte Cichon. Noch bedeutender sei für die Wissenschaftler der Beitrag zum Verständnis der Krankheit. Wenn man erkenne, was sich auf molekularer Ebene abspiele, könne dieses Wissen helfen, in Zukunft gezielter medikamentöse Therapien mit weniger Nebenwirkungen zu entwickeln.

Etwa ein Prozent der Deutschen leidet den Experten zufolge an einer manisch-depressiven Störung. Die Stimmung der Betroffenen schwankt zwischen Depression und Hochstimmung.

Die Krankheit habe zu einem Teil einen genetischen Hintergrund, der Rest hänge von anderen Faktoren wie möglicherweise der sozialen Situation oder Erfahrungen der Betroffenen ab. Seit 20 Jahren versuche man, die genetischen Faktoren zu identifizieren. Mit Neurocan habe man einen der ersten genetischen Faktoren identifiziert. Cichon: „Damit kriegen wir einen Zipfel zu fassen.“