Giganten-Treffen: Größter Raubsaurier kommt zu T.rex Tristan
Berlin (dpa) - Zu Lebzeiten wären sie nie aufeinandergetroffen, jetzt stehen beide Urzeitriesen unter einem Dach. Neben dem Tyrannosaurus rex „Tristan“ zeigt das Berliner Naturkundemuseum ab Dienstag auch das Skelett eines Spinosaurus aegyptiacus.
„Der Spinosaurus ist der größte bisher bekannte Raubsaurier. Es ist ein Zusammentreffen der Giganten“, sagt Kuratorin Linda Gallé. Das Skelett ist das weltweit erste Modell des etwa 100 Millionen Jahre alten Urzeitriesen.
Das 15 Meter lange Modell stammt aus den USA, wo Forscher es rekonstruiert haben, und ist aus Kunstharz. Nur zwei Originalknochen sind in der Ausstellung zu sehen. Der drei Meter kleinere Tristan gilt hingegen als eines der vollständigsten T.rex-Skelette weltweit.
Auch sonst trennt die beiden Dinos mit einem Altersunterschied von etwa 40 Millionen Jahren einiges, etwa ihre Herkunft: „Während der T.rex in Nordamerika zu Hause war, stammt der Spinosaurus aus Afrika“, sagt der Paläontologe Nizar Ibrahim, der mit weiteren Forschern vor wenigen Jahren in Marokko Spinosaurus-Knochen entdeckte.
„Der Spinosaurus war ein unglaubliches Tier. Er tat Dinge, die sonst kein Dinosaurier getan hat“, schwärmt Ibrahim. „Es ist der erste im Wasser lebende Dinosaurier“, so der Forscher. „Der Spinosaurus konnte Fische fressen, die so groß waren wie ein Kleinwagen“, betont er. „Die Zähne ähneln denen eines Krokodils und sind gut dazu geeignet, glitschige Beutetiere zu greifen“, ergänzt Projektleiter Uwe Moldrzyk. Die kleinen Nasenlöcher, die auffällig weit hinten im Schädel lagen, ließen das Reptil auch dann atmen, wenn der Kopf weitgehend unter Wasser war. Die Sahara habe wahrscheinlich einst so ausgesehen wie das Amazonasgebiet, so Moldrzyk.
Auch äußerlich unterscheiden sich die beiden Dinos stark: Während der T.rex eher hoch und massig war, ist der Spino lang und schmal, was das Schwimmen erleichterte. Markant ist sein etwa zwei Meter hohes Rückensegel, das den Forschern zufolge möglicherweise zur Abschreckung anderer Räuber, zum Anlocken von Partnern oder auch zur sanften und unauffälligen Fortbewegung im Wasser diente.
Erste Skelettteile eines Spinosaurus hatte der deutsche Paläontologe Ernst Freiherr Stromer von Reichenbach bereits 1912 in Ägypten entdeckt. Die nach München gebrachten Fossilien wurden jedoch im Zweiten Weltkrieg zerstört. Der Spinosaurus blieb lange ein Mysterium.
Mehr als ein Jahrhundert später entdeckten Ibrahim und andere Forscher dann weitere Spinosaurus-Knochen im Süden von Marokko. Sie rekonstruierten den Giganten, indem sie ihre Funde mit denen anderer Individuen sowie mit Zeichnungen des deutschen Forschers kombinierten.
Das Ergebnis ist nun vier Monate lang in Berlin zu sehen. Die Wanderausstellung der Universität Chicago und der Zeitschrift „National Geographic“ läuft noch bis zum 12. Juni und soll dann in Barcelona gezeigt werden.
Tristan, der den Besuchern noch etwa drei Jahre erhalten bleibt, hat bereits für einen regelrechten Besucheransturm gesorgt. „Fast 116 000 Menschen haben ihn in sechs Wochen bereits gesehen“, sagt Museumssprecherin Gesine Steiner. Bereits seit den 1930er Jahren zeigt das Museum ein Skelett eines Brachiosaurus - des höchsten bekannten Dinos.