Hauchdünnes Messgerät zum Aufkleben auf die Haut
Washington (dpa) - US-Forscher haben eine Art elektronische Haut entwickelt, mit deren Hilfe künftig Daten über die Muskelaktivität oder den Herzschlag des Menschen gemessen werden sollen.
Die hauchdünnen, flexiblen Materialien befinden sich zwischen zwei Schutzschichten, haften wie ein Abzieh-Tattoo für Kinder an der Haut und passen sich Bewegungen an. Experten um den Materialforscher John A. Rogers und Dae-Hyeong Kim von der Universität von Illinois in Urbana berichten über die Entwicklung im Fachjournal „Science“.
Die Idee für die Zukunft ist, Krankenhaus-Patienten bei langwierigen Messungen, etwa der Funktion des Herzens oder des Gehirns, eine Verkabelung mit größeren Geräten zu ersparen. „Es ist eine Technologie, die die Unterscheidung zwischen Elektronik und Biologie verschwimmen lässt“, sagte Rogers.
Den Angaben zufolge war das Häutchen am Arm, Nacken, Stirn, Wange oder Kinn für bis zu 24 Stunden und mehr einsatzfähig. Das Team unternahm Tests und ließ beispielsweise die elektrische Aktivität des Herzens mit Hilfe des Mini-Messgeräts aufzeichnen, ähnlich einem Elekrokardiogramm (EKG). Die aufgezeichneten Werte hätten denen entsprochen, die zeitgleich mit „herkömmlichen“ Methoden gemessen wurden, hieß es. Auch klebten die Forscher das „Elektro-Tattoo“ auf die Haut am Hals und zeichneten die Aktivität der Muskeln auf, wenn verschiedene Wörter gesprochen wurden.
Die Übermittlung der Signale lief bei der Elektrohaut bislang über feine Kabel, der Schwerpunkt der Forschung lag zunächst auf der Entwicklung geeigneter Materialien. „Diese Arbeit beginnt wirklich erst“, sagte Rogers. Forschung zur kabellosen Informationsübertragung und Energieversorgung des winzigen Messgeräts sollen folgen.
Bestandteile der Mini-Elektronik sind wellenförmig angelegt und sitzen demnach auf elastischem Polyester, das mechanischen Eigenschaften der Haut entspricht und dieser anhaftet. Zum System gehören unter anderem Sensoren, Transmitter, Leuchtdioden und Solarzellen. Die Forscher klebten die Messgeräte auch mit Hilfe eines abziehbaren Piraten-Tattoos auf die Haut.
Ursprünglich wurde die Technik für die Robotik entwickelt, heißt es in einem Begleittext in „Science“. Drucksensoren auf den Häutchen sollten zum Beispiel Signale übertragen, um etwa Greifarmen zu übermitteln, wie fest sie zugreifen dürfen. Somit könnte das „Elektro-Tattoo“ womöglich auch bei Prothesen zum Einsatz kommen.