Mini-Krabbe und royaler Pilz: Skurrilste neue Arten
New York (dpa) - Eine transparente Mini-Krabbe, eine Zwergwespe namens „Tinkerbell“ und ein Gecko mit einem blattähnlichen Schwanz gehören zu den zehn skurrilsten Entdeckungen im Tier- und Pflanzenreich.
Das Institut für Artenforschung der State University of New York (IISE) veröffentlicht jährlich eine Liste mit bizarren Spezies. Die „Top Ten“ wurden aus insgesamt 18 000 neuen Arten ausgewählt, die im vergangenen Jahr beschrieben worden waren, wie das Institut am Donnerstag (Ortszeit) mitteilte. Weitere 10 Millionen Tier- und Pflanzenarten - fünfmal mehr als bereits bekannt - warten nach Angaben der Wissenschaftler weltweit noch auf ihre Entdeckung.
Die transparente Mini-Krabbe (Liropus minusculus) entdeckten Forscher in einer Höhle auf der Insel Santa Catalina vor Südkalifornien. Die Männchen sind nur 3,3 Millimeter lang, die Weibchen sogar nur 2,1. Die Haut der Tiere, die nur sehr weit entfernt mit den als Delikatesse geltenden Krabben verwandt sind, ist durchsichtig, was ihnen ein gespenstisches Aussehen verleiht.
Den Gecko Saltuarius eximius entdeckten Wissenschaftler in Australien. Mit seinem bräunlich-weiß gefleckten Äußeren und seinem platten Schwanz, der einem Blatt ähnelt, passt sich das Tier perfekt seiner Umgebung an und ist extrem schwer zu finden. Er lebt im Regenwald oder in steinigen Gebieten, gilt den Wissenschaftlern zufolge als „Nachteule“ und scheint sehr selten zu sein. Der Gecko habe eine „beunruhigende Ähnlichkeit zu einem erfundenen Monster“, sagte der Biologe Antonio Valdecasas vom Naturmuseum in Madrid, der dem elfköpfigen Auswahlgremium vorsaß. Trotzdem hätten gerade der Gecko und die durchsichtige Mini-Krabbe ihn am meisten fasziniert. „Es sind wunderschöne Bestien, würde ich sagen.“
Den schönsten Namen der „Top Ten“ hat wohl eine Zwergwespe abbekommen: Tinkerbella nana heißt das nur 250 Mikrometer große Insekt, das zu den kleinsten der Welt gehört, nach der Fee aus dem Kindermärchen „Peter Pan“. Auf Deutsch wird die Figur meist mit „Glöckchen“ oder „Naseweis“ übersetzt. Wissenschaftler entdeckten das Mini-Wesen, das wahrscheinlich nur eine Lebensdauer von wenigen Tagen hat, im zentralamerikanischen Costa Rica.
An ungewöhnlichen Orten fanden Experten die extrem widerstandsfähige Mikrobe Tersicoccus phoenicis: Sie wurde in Räumen in Florida und Französisch-Guayana entdeckt, in denen Raumschiffe zusammengebaut werden. Dort wird besonders intensiv nach Organismen geforscht, um nicht versehentlich „Verunreinigungen“ in den Weltraum zu bringen.
Nur ein Einzeller, aber dafür ungewöhnlich groß: Der Tarnungskünstler Spiculosiphon oceana ist vier bis fünf Zentimeter lang und wurde in Unterwasserhöhlen vor der Küste Spaniens entdeckt. Die Einzeller sammeln Überreste von im Meer lebenden Schwämmen, bilden daraus Hüllen und sehen dann fast selbst aus wie ein Schwamm.
Andere Neuentdeckungen haben ganz andere Ausmaße: Zwölf Meter wird der Drachenbaum Dracaena kaweesakii groß. „Es ist schwer zu glauben, dass er so lange nicht bemerkt wurde“, kommentierten die Wissenschaftler. Der Baum mit den schwertförmigen Blättern und den cremefarbenen Blüten wachse in Thailand und möglicherweise in Myanmar - allerdings gebe es von der Art insgesamt wohl nur 2500 Stück.
Das Waschbär-ähnliche Raubtier Bassaricyon neblina, das im Nebelwald der kolumbianischen und ecuadorianischen Anden gefunden wurde, kann bis zu zwei Kilogramm schwer werden. Seit rund 35 Jahren ist den Forschern zufolge kein fleischfressendes Tier mehr in der westlichen Hemisphäre neu entdeckt worden.
Auch die hellgelbe Seeanemone Edwardsiella andrillae, die als erste Seeanemone überhaupt im Eis der Antarktis entdeckt wurde, der in Tunesien gefundene Pilz Penicillium vanoranjei, der sich orange färbt und deswegen der niederländischen Königsfamilie gewidmet wurde, und die in kroatischen Höhlen entdeckte Schnecke Zospeum tholussum, die durchsichtig ist und keine Augen hat, schafften es auf die Liste.
Mit den seit 2008 jährlich veröffentlichten „Top Ten“ der skurrilsten entdeckten Arten wollen die Wissenschaftler auf die Vielfalt im Tier- und Pflanzenreich aufmerksam machen.