Verändertes Konsumverhalten Mit hübschem Gegenüber isst „Mann“ anders - und Frau auch
Karlstad (dpa) - Mit einem hübschen Gegenüber beim Rendezvous bestellen Menschen im Restaurant womöglich anders: Männer lassen sich dann eher teure Speisen und Getränke kommen, Frauen tendieren zu Gesundem wie frischen Früchten.
Das legt eine Studie von Tobias Otterbring nahe, die der Psychologe von der schwedischen Universität Karlstad im Fachblatt „Food Quality and Preference“ veröffentlichte. Er hatte untersucht, ob sich das Konsumverhalten von Männern und Frauen ändert, wenn sie zuvor einen schönen Menschen angesehen haben.
Otterbring geht davon aus, dass heterosexuelle Menschen Ernährung als eine Art Kommunikationsmittel nutzen: Männer wollen sich im Angesicht einer hübschen Frau tendenziell als wohlhabend und angesehen zeigen. Frauen präsentieren sich beim Anblick eines attraktiven Mannes eher als schön und gesund. Ein deutscher Experte findet die Ergebnisse einleuchtend.
Die Ergebnisse der Studie könnten für Unternehmen interessant sein, die Produkte bewerben oder in Läden den Absatz steigern wollen. „Es könnte von Vorteil sein, mit gut aussehenden Männern Frauen dazu anzuregen, Nahrungsmittel und Körperpflegeprodukte zu kaufen, die mit Gesundheit und Schönheit assoziiert sind“, schreibt Otterbring. Sollen hingegen Männer dazu bewogen werden, teure Getränke und Gerichte zu konsumieren, „wäre es klug, schöne Frauen in der Nähe zu haben“.
Gleichzeitig sollten Werbefachleute und Unternehmer aber vorsichtig dabei sein, beispielsweise schöne Männer-Models für die Bewerbung von ungesunden Produkten zu verwenden. Das könnte Frauen vom Kauf abhalten. Das gleiche gelte beispielsweise für hübsche männliche Angestellte in Fast-Food-Restaurants.
Otterbring hatte mit 530 männlichen und weiblichen Studenten verschiedene Experimente gemacht. Dabei wurden den Probanden zunächst entweder das Foto eines attraktiven oder eines weniger attraktiven Menschen gezeigt, die sie bewerten mussten. Auf einem scheinbar davon unabhängigen Fragebogen sollten sie anschließend beurteilen, wie viel Geld sie für bestimmte Produkte ausgeben würden, beispielsweise für Vollkornnudeln oder Pizza. Männer hatten zum Beispiel auch teuren Champagner zur Auswahl.
Die Annahmen von Otterbring beziehen sich auf heterosexuelle Menschen. Er schlägt vor, in der Zukunft die Experimente auch mit Schwulen und Lesben durchzuführen.
Speziell bei besonderen Anlässen wie einem Rendezvous „spielen wir Theater“, um gut rüberzukommen, sagt der deutsche Ernährungspsychologe Johann Klotter von der Hochschule Fulda. „Wir inszenieren uns.“ So präsentierten sich Männer so, als wenn sie mit Geld um sich werfen könnten. Klotter glaubt aber nicht, dass Frauen generell auf Männer mit hohem Status und viel Geld stehen. „Partnerauswahl folgt ganz vielen Kriterien.“
Bei der Wahl aus der Speisekarte gehe es vielmehr um das eigene Selbstideal - und das sei bei vielen Frauen eben, gesund zu sein, und bei Männern, reich zu sein und einen hohen Status zu haben. „Ob es das andere Geschlecht genauso sieht wie man selbst, ist eine andere Geschichte.“