Musikmachen beim Sport fördert Muskeln und Glückshormone
Leipzig (dpa) — Wenn Sportler mit ihren Fitnessgeräten Musik machen können, fällt das Training leichter und ist effektiver. Das hat ein Wissenschaftlerteam um den Leipziger Neurologen Thomas Hans Fritz vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften herausgefunden.
Die Forscher hatten verschiedene Sportgeräte so verändert, dass die Trainierenden ihnen harmonische Töne oder treibende Rhythmen entlocken konnten. Ihre Studie veröffentlichten die Experten in den „Proceedings“ der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften („PNAS“). Reines Musikhören habe nicht diesen Effekt.
„Wir konnten bei den Probanden mehrere Effekte nachweisen“, erläuterte Fritz der Nachrichtenagentur dpa. Einerseits hätten die Teilnehmer durch das gleichzeitige Musikmachen das Training weniger anstrengend empfunden. Andererseits wurden die Muskeln effektiver genutzt, weil in der emotionaleren Situation weniger Gegenmuskeln (Antagonisten) involviert sind, wie das Team vermutet. „Sie konnten mit weniger Sauerstoff mehr leisten.“ Außerdem stellten sich der Studie zufolge die positiven Effekte bereits nach wenigen Übungsminuten ein, wobei viele Glückshormone ausgeschüttet wurden.
Nach Angaben der Wissenschaftler übten die musizierenden Sportler effektivere Bewegungen aus als solche, die sich an starre Trainingsmuster hielten. Lediglich Musik zu hören aber nicht zu machen, reicht aber nicht aus, wie die Untersuchungen weiter ergaben.
„Wir haben nicht nur eine neue Kraftmaschinentechnologie entwickelt, sondern es ergibt sich aus unseren Untersuchungen auch ein ganzes Forschungsfeld“, unterstrich der Neurologe. Denn neben den rein physiologischen Auswirkungen von Musikmachen beim Sport ergeben sich aus dem Experiment dem Forscher zufolge auch neue Einsichten darüber, warum sich Musik im Lauf der Menschheitsgeschichte entwickelt hat und wie musikalische Ekstase erreicht wird.
Dieser Aspekt steht seit längerer Zeit im Fokus seiner Arbeit. So forschte Fritz zur Musik des Mafa-Volks im afrikanischen Kamerun, das zum Beispiel bei anstrengenden Feldarbeiten rituelle Gesänge anstimmt. Wenn man besser verstehe, wie sich die positiven Effekte erzielen lassen, könnte dies nach Meinung des Neurologen neue Ansätze in der Musiktherapie fördern - etwa bei Rehabilitationsmaßnahmen.