Nachbarsonne besitzt drei potenziell bewohnbare Supererden

Garching/Göttingen (dpa) - Bei einem Nachbarstern unserer Sonne haben Astronomen ein Planetensystem mit mindestens sechs Planeten nachgewiesen. Gleich drei davon liegen in der potenziell bewohnbaren Zone ihres Heimatsterns, wie die Europäische Südsternwarte Eso in Garching bei München berichtet.

Noch nie haben Astronomen demnach so viele potenziell bewohnbare Planeten bei einem einzelnen Stern erspäht. Anzeichen für Leben haben sie aber nicht gefunden.

Die Forscher um Guillem Anglada-Escudé von der Universität Göttingen hatten den bereits gut untersuchten Stern Gliese 667C im Sternbild Skorpion ins Visier genommen. „Wir wussten aus früheren Untersuchungen, dass der Stern drei Planeten hat. Also wollten wir überprüfen, ob es noch mehr gibt“, erläuterte Ko-Autor Mikko Tuomi von der Universität von Hertfordshire in Großbritannien in der Eso-Mitteilung. „Wir haben neue Beobachtungen hinzugenommen und sind die vorhandenen Daten nochmals durchgegangen. So waren wir nicht nur in der Lage, die Existenz dieser drei Planeten zu bestätigen, sondern haben mit Gewissheit zusätzliche Planeten nachgewiesen.“

Insgesamt fanden die Forscher Hinweise auf bis zu sieben Planeten, wie sie in einer der kommenden Ausgaben des Fachblatts „Astronomy & Astrophysics“ berichten. Die Signale von fünf dieser Planeten sind sehr deutlich, das sechste ist schwach und das siebte noch schwächer. Unter den bestätigten Planeten finden sich drei sogenannte Supererden, das sind Planeten, die massereicher sind als die Erde, aber weniger Masse haben als die mittelgroßen Gasplaneten Uranus und Neptun in unserem Sonnensystem.

Alle drei Supererden umkreisen ihren Heimatstern in der bewohnbaren (habitablen) Zone. Das ist der Entfernungsbereich, in dem flüssiges Wasser existieren könnte. „Drei massearme Planeten in der habitablen Zone des Sterns zu finden, ist sehr aufregend!“, betonte Tuomi. Es ist das erste Mal, dass bei einem Stern eine voll besetzte bewohnbare Zone entdeckt wurde. Die drei Supererden füllen die habitable Zone von Gliese 667C vollständig aus, weitere stabile Umlaufbahnen gibt es nach Angaben der Eso nicht im passenden Entfernungsbereich.

Ihr Heimatstern hat nur ungefähr ein Drittel der Masse unserer Sonne. Entsprechend liegt seine habitable Zone viel näher als bei unserer Sonne. Vermutlich führen die drei Supererden auf ihren engen Bahnen daher eine sogenannte gebundene Rotation aus, weisen also ihrem Stern immer dieselbe Seite zu. Dadurch ist es auf einer Seite der Planeten immer Tag, während auf der Rückseite ewige Nacht herrscht.

Gliese 667C gehört mit 22 Lichtjahren Entfernung zu unserer kosmischen Nachbarschaft. Ein Lichtjahr ist die Distanz, die das Licht in einem Jahr zurücklegt und entspricht knapp zehn Billionen Kilometern. Zum Vergleich: Unsere Heimatgalaxie, die Milchstraße, hat einen Durchmesser von rund 100 000 Lichtjahren. Die kleine Nachbarsonne ist Teil eines Dreifachsternsystems. Von ihren neu entdeckten Planeten aus würden die beiden anderen Sterne des Dreiersystems nach Darstellung der Eso wie ein Paar zusätzlicher Sonnen aussehen, die auf der Nachtseite in etwa so hell wären wie unser Vollmond.