Neugeborenen-Studie nach HIV-Heilung geplant
Washington (dpa) - Im Frühjahr ging die Nachricht von der Heilung eines HIV-infizierten Babys in den USA um die Welt, nun soll eine großangelegte Studie zu der neuen Behandlungsmethode folgen.
Im Süden Afrikas oder einer anderen Region mit hoher HIV-Infektionsrate wollen US-Forscher prüfen, ob eine aggressive Therapie unmittelbar nach der Geburt die spätere Erkrankung an der Immunschwäche Aids verhindern kann, sagte der Direktor des US-Aidsforschungsinstitutes NIAID, Anthony Fauci, am Donnerstag (Ortszeit) in Bethesda.
Das „New England Journal of Medicine“ hatte berichtet, dass bei dem Kind in den USA weiter keine HI-Viren nachweisbar sind. Ihre Ärzte nennen die Dreijährige „funktionell geheilt“. Sie vermuten, dass die frühe Behandlung mit mehreren Medikamenten das Virus davon abgehalten hat, sich in typischen Reservoirs einzunisten, etwa in Zellnestern in den Lymphknoten.
Das Mädchen war 2010 in einer ländlichen Gegend im US-Bundesstaat Mississippi zur Welt gekommen. Die Mutter war HIV-positiv, wusste davon aber nichts. Nachdem Tests die Infektion nachgewiesen hatten, begannen die Ärzte rund 30 Stunden nach der Geburt damit, das Baby mit einer Kombination aus drei Medikamenten zu behandeln. Üblich ist bei Neugeborenen von HIV-positiven Müttern eine etwa vierwöchige Einfachprophylaxe zu einem späteren Zeitpunkt.
Bereits nach einem Monat der experimentellen Therapie waren die Viren nach Angaben der Ärzte kaum noch im Körper des Mädchens nachweisbar. Zu dem Fall sagt die Virologin Deborah Persaud vom Johns Hopkins Children's Center in Baltimore: „Nun müssen wir herausfinden, ob es sich um eine höchst untypische Reaktion auf eine sehr frühe antiretrovirale Therapie handelt oder ob es etwas ist, das wir bei anderen Hochrisiko-Säuglingen wiederholen können.“
NIAID-Direktor Fauci erläuterte, warum die Studie in einem Entwicklungsland durchgeführt werden soll. „In Deutschland oder den Vereinigten Staaten macht es keinen Sinn, weil werdende Mütter mit HIV rechtzeitig behandelt werden und sehr selten ihre Babys infizieren“.