Observatorium „Sunrise“ ist Sonnenrätseln auf der Spur
Katlenburg-Lindau (dpa) - Die Sonne birgt für Wissenschaftler immer noch viele Geheimnisse. Ein Teleskop, das von einem Ballon in große Höhe getragen wird, soll nun beim Rätselknacken helfen.
Mit einem Heliumballon ist das deutsche Sonnenobservatorium „Sunrise“ in Nordschweden gestartet. Rund 35 Kilometer über dem Erdboden solle die in Niedersachsen gebaute Beobachtungsstation neue Erkenntnisse über die Sonnenaktivität liefern, teilte das Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS) mit.
Der Ballonflug werde schätzungsweise vier bis fünf Tage dauern, sagte Sprecherin Birgit Krummheuer. Am Ende der Reise soll das Observatorium mit neuen Daten an Bord an einem Fallschirm im Norden Kanadas sicher zu Boden sinken. Ein erster Startversuch musste in der vergangenen Woche wegen starker Winde abgebrochen werden.
Das Observatorium soll bis in die Stratosphäre steigen - das ist die Luftschicht, die von rund 12 bis in 50 Kilometer Höhe reicht. Dort wird die Sicht auf die Sonne nicht so stark durch die Partikel der Erdatmosphäre beeinflusst.
Wegen der Mitternachtssonne in den Breiten nördlich des Polarkreises rechnen die Forscher damit, die Sonne rund um die Uhr im Teleskop-Blick zu haben. Der Hauptspiegel hat einen Durchmesser von einem Meter. „Das klingt nicht viel, ist aber sehr groß“, erläuterte Krummheuer.
Neben dem Teleskop trägt Sunrise weitere wissenschaftliche Instrumente an Bord. Sie sollen die Magnetfelder der Sonne mit hoher Auflösung vermessen. In diesen Feldern vermuten Wissenschaftler den Schlüssel zu vielen unbeantworteten Fragen der Sonnenphysik. So ist etwa noch völlig ungeklärt, warum die Aktivität der Sonne in einem etwa elfjährigen Zyklus schwankt.
Bereits vor vier Jahren war „Sunrise“ samt Ballon in der Stratosphäre unterwegs. „Der Erstflug hat uns gezeigt, dass das gewagte Konzept aufgeht“, sagt Sami K. Solanki, Direktor am MPS und wissenschaftlicher Leiter des Projekts. Das Teleskop lieferte Zehntausende hochaufgelöster Bilder im ultravioletten Licht und konnte erstmals die magnetischen Grundbausteine der Sonne sichtbar machen.